Häusliche Gewalt – auch Kinder brauchen Schutz! - Wenn Eltern ihre Konflikte gewaltsam austragen, schadet das auch ihren Kindern

Auch in Mitte zeigen uns die Polizeistatistiken die besondere Bedeutung von häuslicher Gewalt. Traurige Realität ist dabei, dass Polizist:innen, wenn sie zu solchen Einsätzen gerufen werden, häufig Kinder antreffen.

Selbst wenn Kinder die Gewalt zwischen ihren Eltern vielleicht nicht mit eigenen Augen sehen, so ist sie doch zu spüren und sorgt für Ängste und Unsicherheiten. Wenn ich von Gewalt spreche, dann meine ich damit sowohl physische Gewalt als auch psychische Gewalt wie Erniedrigungen und Beleidigungen. Auch das Schaffen einer ökonomischen Zwangslage für Partner:innen wird von der Fachwelt richtigerweise als Gewalt erkannt.

Seit Beginn diesen Jahres hat das Jugendamt Mitte das Projekt „Konflikt, Krise, Gewalt“ in Kooperation mit der Volkssolidarität Berlin gestartet. Mit der Volkssolidarität konnte für die Durchführung ein Träger gewonnen werden, der auf viel Erfahrung und Expertise in der Täter:innenarbeit zurückgreifen kann und darüber hinaus eng mit Beratungsstellen für gewaltbetroffene Frauen und Frauenhäuser vernetzt ist. Ziel dieses Projektes ist es Vätern und Männern in Erziehungsverantwortung dabei zu helfen, Partnerschaftskonflikte ohne Gewalt zu lösen. Der Fokus der Beratungen liegt auf Auswirkungen der Konflikte auf die Kinder in den Familien. Eltern wollen ihren Kindern in der Regel nicht schaden. Die Forschung zeigt uns, dass Täter:innen häuslicher Gewalt häufig bereits als Kinder Gewalt zwischen den eigenen Eltern erlebt haben. Gewalt in der Partnerschaft wird also zum Teil von Generation zu Generation weitergegeben und es braucht professionelle Hilfe, um diesen Kreislauf verlassen zu können.

Die Förderung des Projektes „Konflikt, Krise, Gewalt“ leistet einen Beitrag, damit es Vätern gelingt, den Kreislauf zu verlassen. Dafür haben wir in vier Beratungsstellen in unserem Bezirk offene Sprechstunden für Väter und Einzel-/Gruppenberatungen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch eingerichtet. Das Jugendamt Mitte ist das erste Jugendamt Berlins, das ein Projekt dieser Art finanziell fördert. Ich hoffe, dass zukünftig auch andere Bezirke folgen werden und diesem Thema noch mehr Aufmerksamkeit schenken.


Ramona Reiser,
Stadträtin für Jugend, Familie und Bürgerdienste