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Ab April einmal im Monat gratis ins Museum

Vor über zwei Jahren habe ich einen Paradigmenwechsel in der Kulturpolitik eingefordert und diesen mit dem Haushalt 2018/19 auch begründet gefunden. Seitdem haben wir hart gearbeitet und haben nun, mit dem Beschluss zum Haushalt für die Jahre 2020 und 2021, Bestätigung für unseren Weg gefunden. Wir können die Vielfalt und Breite der Berliner Kulturlandschaft erhalten und auch ausbauen. Wir sind in der Lage, Begonnenes konsequent fortzuführen – im Sinne der Kunst- und Kulturszene der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Wir verbessern die Rahmenbedingungen, die es vielen Kunstschaffenden ermöglichen, frei zu arbeiten, ohne in materiellen Existenzängsten zu leben. Alles ist dringend notwendig.

Im Mittelpunkt stehen für mich weiterhin Fragen der gleichberechtigten Teilhabe aller am gesellschaftlichen und damit auch am kulturellen Reichtum. Ab April 2020 wird es jeden Monat einen Sonntag geben, an dem die Museen des Landes (und auch des Bundes in Berlin) eintrittsfrei sein werden. Dazu kommen in den Einrichtungen Mitmach- und Vermittlungsangebote, damit der Museumsbesuch an diesem Tag nicht nur eintrittsfrei, sondern auch ein besonderes Kultur- und Bildungserlebnis wird. Die Koppelung von Eintrittsfreiheit und solchen Angeboten an die Stadtgesellschaft begegnet den Problemen wirklicher Teilhabe auf zwei Wegen: Wir senken materielle Hürden, die es ganz faktisch gibt: Es gibt Menschen, die sich den Eintritt in Museen schlicht nicht leisten können. Und wir senken immaterielle Hürden, indem wir mit zusätzlichen Einladungen zum Besuch Brücken in unsere Einrichtungen schaffen. Ich bin überzeugt, dass es uns nur so gelingt, nicht nur in der ganzen Stadt Kunst und Kultur anzubieten, sondern für die ganze Stadt. Denn der kulturelle Reichtum ist nicht nur für eine kleine Gruppe in der Stadt da. Und je früher Menschen in ihrem Leben mit der Schönheit, der Vielfalt und kreativen Ausdrucksformen in Berührung kommen, desto eher eröffnen sich ihnen neue Welten, die sie gern betreten. Deshalb werden wir auch in den nächsten Jahren Kinder-, Jugend- und Puppentheater oder auch Jugendkunstschulen und Musikschulen stärken. Wir werden 2020 die Bibliotheksentwicklungsplanung abschließen und die Planung der Zentral- und Landesbibliothek vorantreiben.

Ein weiteres wichtiges Vorhaben, das wir in den nächsten Monaten finanziell untersetzt beginnen können, ist die Kolonialismus-Aufarbeitung.  Wir schlagen damit ein neues Kapitel der Erinnerungskultur auf und werden dieses verdrängte Kapitel deutscher Geschichte stärker sichtbar, stärker transparent, stärker begreifbar machen und zurückzuholen in die gesellschaftliche Auseinandersetzung.

Und nicht zuletzt werden wir mit dem Aufbau eines Kulturraum-Büros die dringende Aufgabe der Akquise und Herrichtung von Arbeitsräumen für Künstlerinnen und Künstler auf eine neue Stufe heben und mit mehr Personal und Geld versuchen, der Verwertungslogik etwas entgegen zu setzen, um unsere bunte, vielfältige Kulturlandschaft in Berlin zu erhalten.

Denn das ist Kulturpolitik: Wir bauen die Infrastruktur, die Kunst machen die Künstlerinnen und Künstler.

 

Dr. Klaus Lederer