100 Jahre Bauhaus – progressive Reformideen bewahren

„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“ Mit diesen Worten leitete Direktor Walter Gropius das Manifest ein, in dem er die Grundideen des im April 1919 in Weimar gegründeten „Staatlichen Bauhaus zu Weimar“ darstellte.

Für das Ziel einer umfassenden Gestaltung der gebauten Umwelt des Menschen sollte die moderne Trennung zwischen Kunst und Handwerk überwunden werden. Die Ausbildung am Bauhaus erfolgte praxisorientiert in einer Reihe von Werkstätten, z. B. für Plastik, Tischlerei und Druckgrafik. Als Lehrer konnten international bedeutende Künstler wie Lyonel Feininger, Johannes Itten oder Wassily Kandinsky gewonnen werden.

Nach Repressionen durch die seit 1924 amtierende rechte Thüringer Landesregierung fand das Bauhaus als „Hochschule für Gestaltung“ eine neue Heimstatt in Dessau. Die anfängliche Rückbesinnung auf kunsthandwerkliche Fertigungsmethoden und Einzelstücke trat zunehmend in den Hintergrund. Der marxistische Architekt Hannes Meyer arbeitete ab 1928 als neuer Direktor nach dem Grundsatz „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ und setzte auf funktionale Produkte, die mittels industrieller Methoden preiswert für den Bedarf der Arbeiterklasse hergestellt werden konnten. Zudem stellte er das Fach Architektur in den Mittelpunkt der Lehre.

Nach Meyers politisch begründeter Entlassung durch den Dessauer Oberbürgermeister übernahm Ludwig Mies van der Rohe 1930 die Leitung. Die neue NDSAP-Stadtregierung vertrieb 1932 das Bauhaus erneut. Nach einem Semester als private Einrichtung in Berlin-Lankwitz wurde es durch die Repressionen der Nazis endgültig zur Auflösung gezwungen. Doch viele seiner Lehrer und Schüler prägten Architektur und Industriegestaltung des 20. Jahrhunderts weiterhin entscheidend mit.

Doch was bleibt davon heute? Die Immobilienportale sind voll mit Angeboten wie „Exklusive Villa im kubischen Bauhaus-Stil“. Das Bauhaus wird auf einen bloßen „Stil“ reduziert, der als Statussymbol und Geldanlage dient. Demgegenüber sollten wir als Sozialisten die progressiven Reformideen des Bauhaus betonen und bewahren: das Zusammenwirken von Kunst, Handwerk und Industrie, um der breiten Bevölkerung eine Umwelt von hohem Gebrauchswert und ästhetischer Qualität zu schaffen.

 

Markus Wollina