Bezirk Mitte in Berlin „Spitze“ bei Verkehrsunfällen

Durch eine Anfrage der LINKEN im Abgeordnetenhaus wurde bekannt, dass bei der Zahl der Verkehrsunfälle Mitte an der Spitze der Bezirke liegt. Im Jahr 2017 gab es in Mitte 8 537, in 2018 20 234 und in 2019 19 247 Unfälle. Nicht nur in Mitte, sondern auch berlinweit kam es zu dem starken Anstieg der Unfallzahlen.

Dank des technischen Fortschritts kommt bei innerstädtischen Unfällen nur noch selten ein Fahrzeuginsasse ums Leben. Aber bei Zusammenstößen mit Fußgänger und Radfahrer nehmen diese häufig schweren Schaden und sind unter den schwer Verletzten oder getöteten Unfallopfern besonders stark vertreten. Besonders tragisch war dabei der Unfall am 06. September 2019 an der Ecke Ackerstraße und Invalidenstraße. Dort war ein Porsche-SUV ungebremst in eine Fußgängergruppe auf dem Gehweg gefahren. Dabei wurden ein dreijähriges Kind mit seiner 64-jährigen Oma und zwei junge Männer getötet.

Damit sich so was wie an der Ackerstraße möglichst nicht wiederholt und der knappe Straßenraum möglichst sinnvoll und gerecht unter allen Verkehrsteilnehmern verteilt wird, ist die vom rot-rot-grünen Senat angestrebte Verkehrswende dringend nötig.

Für die Wege innerhalb von Mitte kann man auf das gut ausgebaute Netz von BVG und S-Bahn zurückgreifen. Die Entfernungen innerhalb des Bezirkes eignen sich gut dafür, sie mit dem Rad zurückzulegen.

Da sich Fußgänger und Radfahrer im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr ökologisch sinnvoller verhalten und nur einen Bruchteil des Platzes beanspruchen, sollten in Zeiten der Klimakrise diese Verkehrsarten besonders gefördert werden. Bei einer Neugestaltung des Straßenraums sollte es daher mehr Platz für Fuß- und Radverkehr sowie für den ÖPNV geben. Das soll nicht gegen die Autobesitzer von Mitte geschehen. 

Aber es gibt nicht genügend Platz für alle, die mit einem Auto in die Innenstadt fahren und parken wollen. Die Pendler zur Arbeit und zum Einkaufen sowie die Touristen sollten ihre Autos an der Stadtgrenze stehen lassen und mit den Öffentlichen in die City kommen. Dafür brauchen wir mehr Züge bei Tram, U+S-Bahn und zuverlässige Verbindungen von den Außenbezirken nach Mitte.

Wenn es weniger motorisierten Individualverkehr gibt, gehen auch die Unfallzahlen zurück und Mitte bleibt für seine Bewohner weiter lebenswert.

Thomas Licher