Die Unterschriftenaktion hat begonnen DEUTSCHE WOHNEN &Co. ENTEIGNEN!

Am 25. Februar hat die 2. Phase der Unterschriftensammlung begonnen. Innerhalb von vier Monaten müssen rund 220 000 Berliner:innen (einschl. einer Reserve über die erforderlichen rund 170 000 hinaus) überzeugt werden, für die Enteignung und Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne in Berlin zu unterschreiben.

In jedem Bezirk sind selbständige Kiezstrukturen organisiert worden. Sie sollen der Ort sein, an dem sich Menschen in ihrer Nachbarschaft vernetzen, gemeinsam Unterschriften sammeln, sich austauschen und kennenlernen.

Warum sollen gerade die großen Immobilienkonzerne mit über 3000 Wohnungen enteignet werden?  Welche Erfahrungen sind mit ihnen gemacht worden? Schließlich war Berlin immer eine „Mieterstadt“. Auch heute sind es 85 Prozent der Wohnungen. Das bedingt jede Menge an Erfahrungen mit den „Geschäftsmodellen“ dieser Großkonzerne:

Erstes Geschäftsmodell: Da Instandhaltungskosten vom Vermieter zu zahlen sind, Modernisierungskosten aber auf die Mieter umgelegt werden können, wird an der Instandhaltung gespart. Das läuft auf marode Leitungen bei Heizung, Wasser und Elektrizität hinaus. Gerade die Deutsche Wohnen hat das jahrelang vorgeführt, z.B. in der Friedrich-Ebert-Siedlung im Wedding mit wochenlangen Heizungs-Reparaturen im Winterhalbjahr oder bei 450 Wohnungen in der Kottbusser, Skalitzer, Kohlfurter Straße usw.. Verschimmelte Wände in der Trettachzeile (Tegel) über Jahre hinweg.  Zusätzlich generell hohe und fragwürdige Mietnebenkosten.

Zweites Geschäftsmodell: Die Umwandlung in Eigentumswohnungen als Verdrängungs-Alptraum für die Mieter. Nicht nur die „Deutsche Wohnen“, sondern auch z.B. Akelius oder Heimstaden, bieten zahllosen Berliner:innen schlaflose Nächte, weil gerade in Milieuschutzgebieten nur ein winziger Bruchteil der Mieter innerhalb von sieben Jahren die geforderten unverschämten Eigentumswohnungs-Preise für einen Vorkauf zahlen kann.

Drittes Geschäftsmodell: Die Grunderwerbssteuerbefreiung per Share-Deal-Methode. Die Immobilien werden in eine Firma gesteckt, deren Anteile (Shares) dann an einzelne Käufer verkauft werden (war eigentlich für Industriefirmen vorgesehen; Reformgesetze liegen seit Jahren auf Eis, ein absoluter Skandal).

Viertes Geschäftsmodell:  Diese Geschäftsstrategie kennzeichnet wesentlich die börsennotierten Immobilienkonzerne, die eigentlich gar keine klassischen Wohnungsverwalter sind, sondern Finanzkonzerne, die den Wohnungsmarkt als profitträchtige Anlagemöglichkeit auf Kosten der Mieter missbrauchen wollen. 2012/2013 wurde die Deutsche Wohnen zu einer Europäischen Aktiengesellschaft umgewandelt, wodurch die Wohnungsbestände jährlich beliebig höher bewertet werden können. Die Dividende stieg von 2014 bis 2017 um mehr als 90 Prozent.

Über dreihundert Mieter-Initiativen haben sich inzwischen in Berlin gebildet, um den profitorientierten großen Wohnungskonzernen mit ihrem Mietenwahnsinn Einhalt zu gebieten. Fangen wir’s an!                                                                                 Rainer Scholz