„Es ist Zeit für eine neue Drogenpolitik“

Interview mit Philine Edbauer, Co-Initiatorin von #mybrainmychoice

 

Philine, du engagierst dich als Mitgründerin der #mybrainmychoice Initiative für drogenpolitische Reformen. Was motiviert dich?

Das Drogenverbot ist ein historischer Fehler. Es bedingt seit Jahrzehnten gewaltvolle illegale Strukturen und zerstört Lebensläufe. Unterschiedliche Menschen mögen unterschiedliche Drogen. Alkohol, Tabak und Medikamente legal zu regulieren, aber weniger populäre Drogen wie Ecstasy, Heroin, Cannabis oder LSD zu kriminalisieren, ist nicht fair und gesundheitspolitisch fahrlässig. Die Verfügbarkeit illegalisierter Drogen ist nicht das Problem, aber die fehlenden Qualitätskontrollen erzeugen vermeidbare Risiken: Dosisschwankungen bei Ecstasy und Heroin zwischen angenehm und tödlich und auch ungewollte oder gefährliche Streckmittel. Eine weitere Gefahr ist, von der Polizei erwischt zu werden und dadurch einen Bruch im Lebenslauf zu erleiden. Die Aufgabe einer guten Drogenpolitik ist in unseren Augen, sichere Rahmenbedingungen für die Konsument*innen zu schaffen und nicht ihnen aus übergriffigen Moralvorstellungen über gute und schlechte Drogen zu schaden.

 

Von Juni bis September lief eure #neuedrogenpolitik-Kampagne; über 24.000 Menschen haben die Petition für eine unabhängige Fachkommission unterschrieben. Warum habt ihr die Petition initiiert?

Seit vielen Jahren fordern Expert*innen-Netzwerke wie die Autor*innen des Alternativen Drogen- und Suchtberichts, dass das Fachwissen aus Drogen- und Suchtforschung sowie der Praxis und nicht zuletzt Konsument*innen-Perspektiven in die deutsche Drogenpolitik einfließen. Wir mischen uns nun öffentlichkeitswirksam ein, um es den politisch Verantwortlichen weniger bequem zu machen, das Anliegen zu ignorieren.

 

Am 29. September habt ihr der Bundesdrogenbeauftragten Daniela Ludwig (CSU) die Unterschriften überreicht. Hat sie das Anliegen verstanden?

Nein, es interessiert sie nicht. Sie hat sich das Thema so auf ihre dreijährige Amtszeit zurechtgeschnitzt, dass sie sich als vermeintliche Heldin der Suchthilfe präsentieren und mit Law- and Order-Rhetorik ihre Wähler*innenschaft begeistern kann.

 

Hast du Tipps für Kampagnenarbeit?

Nicht aufhören, groß zu denken.

 

Interview: Paul Keydel