125. Geburtstag von Georg Benjamin

Der Berliner Arzt, Kommunist und Widerstandskämpfer Georg Benjamin (1895-1942) stand lange im Schatten seiner Ehefrau, der späteren DDR-Justizministerin Hilde Benjamin, und seines Bruders, des Kulturphilosophen Walter Benjamin. Am 10. September jährt sich zum 125. Mal sein Geburtstag.

Aus einer wohlhabenden jüdischen Berliner Familie stammend, studierte Benjamin Medizin und entschied sich für eine dezidiert linke Politik: 1920 trat er der USPD bei, zwei Jahre später wechselte er zur KPD. Seine beruflichen und politischen Aktivitäten auf medizinischer, kommunal- und gesundheitspolitischer Ebene fallen in seine Weddinger Zeit, die produktivste Phase seines Lebens.

Ab Frühjahr 1921 lebte Benjamin eineinhalb Jahre im „Ledigenheim“ am Brunnenplatz, später mit seiner Frau in der Taut-Siedlung im Englischen Viertel und dem gemeinsamen Sohn Michael in der Badstraße 40. Seine beruflichen Stationen waren u.a. das Jüdische Krankenhaus, die bezirkliche Säuglingsfürsorge und seit 1924 eine Schularztstelle. Nach Auseinandersetzungen mit seinen Vorgesetzten wurde er Ende 1931 entlassen. 1932 eröffnete er in der Badstraße 16 eine Praxis.

Benjamins politisches Engagement umfasste u.a. Publikationen zu Grundsatzfragen einer modernen Medizin und Sozialpolitik, den Einsatz als Bezirksschularzt für Kinder und Jugendliche, den Kampf gegen den §218, die Mitarbeit im Arbeiter-Samariter-Bund und Verein sozialistischer Ärzte. 1929 wurde er in die BVV Wedding gewählt und im März 1933, bereits unter dem Terror der Nazis, wiedergewählt.

Von April bis Ende 1933 war Benjamin in sog. „Schutzhaft“. Nach der Wiederaufnahme seiner politischen, nun illegalen Arbeit wurde er mit anderen Weddinger KPD-Mitgliedern im Mai 1936 verhaftet und wegen „staatsfeindlicher“ Tätigkeit zu sechs Jahren Haft (Zuchthaus Brandenburg) verurteilt. In der Zeit seiner Inhaftierungen war Georg Benjamin in elf Polizei- und Gestapo-Gefängnissen, Zuchthaus, Arbeitslager und KZs. Am 26. August 1942 wurde er im KZ Mauthausen ermordet.

Bernd-Peter Lange resümiert in seiner Georg-Benjamin Biografie: „Seine überragende Rolle war die des Kämpfers für die Schwachen, für die im Elend durch Krankheit und Unterdrückung Bedrohten, für die Kinder in Armut und für die vom §218 gefährdeten Frauen.“

Walter Frey

Walter Frey ist Herausgeber der Buchreihe „Wedding-Bücher“. Dieser Artikel basiert auf Bernd-Peter Langes Biografie „Ein bürgerlicher Revolutionär im roten Wedding“ (Berlin 2019).