Auf das Neue!

2018 wird es Geselligkeiten, alte und neue Orte zum Essen und Trinken, für Klamotten und Überflüssiges geben. Vermutlich werden die stattlichen Gebäude Torstraße 144 und 111 und, schräg rüber vom Sophieneck, auch ein zartes Haus in der Sophienstraße weiterhin verrotten. Da kann kein Ordnungsamt helfen. Das hiesige hat allerdings noch Ende 2017 das vor meiner Haustür seit vier Jahren rostende Fahrrad nebst Kette von einer Laterne entfernen lassen. 2018 wird alles besser. In Mitte kämpfen dann acht „Waste Watchers“, auch Müllkontrolleure oder Müllpolizei genannt, gegen ordnungswidrige Missstände. Doch Müll wächst proportional mit Bewohnern und Touristen. Da wären viele große und standfeste Behälter vonnöten, damit nicht die innerstädtische Müll-Realität den Kampf gewinnt. Denn nichts organisiert sich von allein. Auch nicht der öffentliche Nahverkehr. Die M1 soll öfter mit längerem Wagen fahren, der 142er Bus kommt weiterhin selten, aber U- und S-Bahn sind besser als ihr Ruf. Ganz zuverlässig bietet zwischen zwei Bus-Haltestellen in der Torstraße das Café Lenet hausgebackenen Kuchen an. Ja, Geduld ist eine städtische Tugend. Alltäglich das Warten auf Bus und Bahn, das gemächliche wie eilige Speisen, Trinken, Reden, Arbeiten, Einkaufen. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, aus Babys werden Kita- und Schulkinder, Jugendliche, Erwachsene, Altersrentner. Doch die generative Vielfalt ist kaum Thema. Niemand so alt wie ich? Überall Babys, Kinder im Kinderwagen, radelnde Kindertrupps. Auch die Fahrradlobby ist jung, und die bürgerliche Bürgersteig-Kultur verfällt. Auf welchen Straßen gibt es Sitzbänke, nicht nur für Altgewordene? Beängstigend bleibt an Straßenübergängen der hastige Wechsel von Grün auf Rot. Doch ob mit Fahrrad, Auto oder zu Fuß, man sieht rund 20 Ampeln, manche rostig, funktionslos, die die Ecken Rosenthaler/Münz- bzw. Gipsstraße schmücken. Und wer hat die Haltestelle Gipsstraße wegrationalisiert, wo einst die Straßenbahn auf dem Weg vom Rosenthaler Platz zum Hackeschen Markt hielt? Nicht weit davon ändern sich gerade die Heckmann Höfe. Ein „Night Kitchen“ mit Israels gastronomischer Hochkultur ist in die Pferdekopfremise gezogen, für Tee- und Kaffeeliebhaber gibt es kleine Lädchen. Wer aber eher Wild oder Wildbratenstulle mag, findet beides bis Februar im Pop Up „Wild Food“ in der Kleinen Hamburger Straße. Dorthin kehrt ab März mit dem neuen Frühling das feine Eis der Eismanufaktur zurück. Auch der Sommer kommt wieder. 

Irene Runge