Bald fahren und essen Schülerinnen und Schüler kostenlos

Gemeinsam mit meiner Abgeordnetenkollegin Franziska Brychcy erlebte ich vor einiger Zeit die Fahrscheinkontrolle eines jungen Mädchens in der U2 mit. Das nach meiner Schätzung vielleicht zwölfjährige Mädchen hatte korrekterweise einen ermäßigten Fahrschein dabei und wurde von drei bulligen Kontrolleuren umstellt. Diese wollten ihren Ausweis sehen – den sie natürlich nicht haben konnte - und unterstellten ihr, deutlich älter als die angegeben 13 Jahre zu sein. Sie forderten das sichtlich eingeschüchterte Mädchen rüde zum Aussteigen auf. Auch unsere Intervention hielt die Kontrolleure davon nicht ab. Wir fragten danach beim Senat mal ab, wie viele Kinder eigentlich in Kontrollen ohne Fahrschein angetroffen werden. Die Zahlen waren erschreckend: 4834 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren wurden 2017 ohne gültigen Fahrschein angetroffen, darunter sogar 141 unter 8 Jahren. Es sind offenbar viele Kinder allein in Bussen und Bahnen des ÖPNV unterwegs – auf dem Weg zu Schule, Sport, Freunden oder Eltern. Das ist gut so, Berlin ist sicher genug. Und junge und jüngste Menschen nutzen den ÖPNV, statt mit dem Auto durch die Stadt gekarrt zu werden. Dieses Sicherheitsgefühl von Eltern und Kindern kann durch rüde Kontrollen wie die von uns erlebte dramatisch beeinträchtigt werden. Diesem Problem begegnet man am besten, wenn Schülerinnen und Schüler umsonst fahren können. Zugleich könnte man mit Kostenfreiheit einen Beitrag zur Entlastung von Familien mit Kindern leisten und den Einstieg in den fahrscheinlosen ÖPNV erproben. So beschloss ein Landesparteitag der LINKEN im April 2018 diese Forderung.

Wir hätten damals nicht gedacht, dass uns die gute Einnahmelage des Landes Berlin so schnell eine Umsetzung möglich macht. Mit dem Nachtragshaushalt haben wir im Abgeordnetenhaus beschlossen, dass Schülerinnen und Schüler ab dem Schuljahr 2019/2020 kostenlos mit dem ÖPNV fahren können. Darüber freue ich mich persönlich besonders.

Auch das Schulessen soll ab dem kommenden Schuljahr nichts mehr kosten. Niemand soll in die Situation kommen, dass manche Kinder in unseren Schulen mit leerem Magen neben ihren Mitschülern sitzen und diesen beim Essen zuschauen. Auch mit diesem Schritt entlasten wir Familien mit Kindern - ohne an der Qualität des Essens zu sparen.

Gerade in unserem Bezirk mit den riesengroßen Unterschieden zwischen Arm und Reich tragen diese Maßnahmen dazu bei, dass diese Spaltung nicht auch noch in den Schulen sichtbar wird.

Tobias Schulze

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