Bezirk muss Kitaangebot für alle Kinder bereit halten

Im Jugendhilfeausschuss wurde in der Sitzung am 1. Februar die Kündigung des Trägers Alegria e.V. besprochen, der am Standort Schmidtstraße 4 eine Kita auf einem Bezirksgrundstück betreibt.

Was hat das Bezirksamt zur Kündigung bewogen? Ging es darum, wie in einer Petition beanstandet wird, Kitaplätze zu vernichten?

Natürlich nicht.

Das Bezirksamt hat in der Sitzung das dramatische Kitaplatzdefizit dargestellt. In der Region Alexanderplatz müssen in den kommenden Jahren über 400 Plätze geschaffen werden.

Der Bezirk Mitte verfügt dort über ein mehr als 3.000 m² großes Grundstück, auf dem zurzeit der Träger Alegria e.V. eine Kita mit 77 Plätzen betreibt. Für das Bezirksamt besteht die Chance, an diesem Standort bis zu 60 zusätzliche Kitaplätze zu schaffen. Es wurde berichtet, dass das Bezirksamt seit Jahren mit dem Träger Alegria e.V. bezüglich des Kitaausbaus am Standort Schmidtstraße 4 in Kontakt steht. Darüber hinaus wurde thematisiert, dass das Angebot der Kita zu wenige Kinder aus dem Bezirk Mitte erreicht (nur 28 von 70 Kindern sind aus Mitte) und die hohen Zuzahlungen vor dem Hintergrund der Lebensrealität im umliegenden Kiez problematisch sind.

Dass die Eltern der Kita vor allem an das Wohl ihrer Kinder denken und ihre liebgewonnene Kita retten möchten, kann man ihnen nicht verübeln. Den Eltern wurde zugesagt, Lösungen für den Übergang zu finden.

Von der Jugendstadträtin und Verantwortlichen für den Bezirk wird erwartet, dass sie an alle Kinder des Bezirkes und insbesondere der Region denkt. Rund 20 suchende Familien gibt es allein vor Ort, teilte das Jugendamt mit. Und weiter:  Freie Plätze bei Trägern gibt es kaum, viele Kitas tun alles, um mit Bezirksamt und Kitaaufsicht gemeinsam neue Plätze zu schaffen und den Familien in Not zu helfen. Vom Träger Alegria e.V. sind bisher keine derartigen Bestrebungen erkennbar gewesen.

Das ist das Recht der Kita, aber fehlende Angebotsentwicklung im Interesse des Kiezes und des Bezirkes ist eine schlechte Voraussetzung, um weiterhin ein bezirkseigenes Grundstück zu nutzen, das dringend als Ort für ein erweitertes und bedarfsgerechtes Angebot gebraucht wird.  

Insofern ist die schwere Entscheidung des Bezirksamtes nachzuvollziehen und es ist zu wünschen, dass mit einem Interessebekundungsverfahren eine gute Entwicklung für den Standort eingeleitet wird. Auch Alegria kann sich mit einem neuen Konzept bewerben und müsste beweisen, dass die Kita auch Kinder aufnimmt, deren Eltern sich die hohen Zuzahlungen nicht leisten können, und darauf achtet, dass Eltern aus dem Kiez vom Angebot angesprochen werden.

Die Redebeiträge der Geschäftsführung ließen nicht erkennen, dass man dies bislang ernsthaft versucht hat. Warum auch, wenn mit Zusatzbeiträgen weit über 100 Euro bei 70 Plätzen ein jährliches Plus von ca. 100.000 Euro zu erzielen ist. Auch wenn Zusatzbeiträge nicht grundsätzlich verboten sind, ist es nicht Aufgabe des Bezirkes auf einem Grundstück des Bezirkes, dieses Zuzahlungswesen, was oft genug ein „Unwesen“ ist, zu befördern.

Ramona Reiser