Der Streit um die Gefährlichkeit des COVID-19-Virus...

... lenkt nur ab. Wir sollten uns dem Fakt zuwenden, dass die Gesellschaft, in der wir leben, keinerlei Virus benötigt, um zu erkranken. Sie ist krank. Die Krankheit heißt Kapitalismus. Inmitten des Lockdown erklärte Hendrik Leber, Chef der Kapitalverwertungsgesellschaft ACATIS Investment: "Ich habe meinem Team gesagt: Lasst uns auf die Jagd gehen. Denn uns kommen reihenweise tolle Gelegenheiten entgegen". Ein marxistisch geschulter Mensch würde in diesem Kontext sagen: In der Krise nimmt die Kapitalkonzentration zu. Und er weiß: Die Folgen dieses ungeheuren Crashs werden auf die Lohnabhängigen abgewälzt und auf diejenigen, die nicht einmal mehr ihre Arbeitskraft verkaufen können. Und auch ungezählte Mittelständler weltweit stehen vor dem Ruin.

Einige hingegen nutzen die tollen Gelegenheiten. Während sich der Börsenkurs der Lufthansa im freien Fall befindet, kaufte unlängst der zehntreichste Mann Deutschlands deren Aktien im großen Stil. Heinz H. Thiele, Chef von Knorr-Bremse, ist damit der größte Einzelaktionär der Lufthansa. Er kalkuliert, dass der deutsche Staat dieses Unternehmen nicht wird pleitegehenlassen. Thiele, der nicht nach Tarif bezahlt und dessen Vermögen auf 12 Mrd. Euro geschätzt wird, beantragte, damit Knorr-Bremse die Corona-Krise übersteht, Geld beim Staat - sprich beim Steuerzahler, um 4 000 Arbeiter auf Kurzarbeit setzen zu könnn. Zugleich wird er Dividende an seine Aktionäre ausschütten, 200 Millionen davon für sich und seine Familie. Er besitzt die Dreistigkeit, formal korrekt festzustellen, er beantrage keine Staatshilfen, da Kurzarbeitergeld eine Versicherungsleistung aus der Arbeitslosenversicherung sei. Nur - die eingezahlten Beiträge werden nicht reichen. 15 Mrd. Euro Steuergelder werden zusätzlich erforderlich sein.

Gegen dieses System müssen Linke antreten und gegen eine daraus resultierende Politik, die die Grundrente infrage stellt und 150 Kampfflugzeuge, darunter atombombentragende, beschafft.

Ellen Brombacher