DIE LINKE in Mitte wieder drittstärkste Kraft

Zu den Ergebnissen der Bundestagswahl im Bezirk

Der Wahlkreis 75, deckungsgleich mit unserem Bezirk Mitte, war einer der meist umkämpften bei diesen Bundestagswahlen. Dies lag vor allem daran, dass sich nach den eng liegenden Ergebnissen der  vergangenen Wahlen gleich vier Parteien Hoffnungen auf den Gewinn machen konnten. Offen war, wie DIE LINKE nach einem eher negativen Umfragetrend in der Auseinandersetzung in Mitte abschneiden würde.

Der Bezirksverband hat die Aufgabe angenommen und einen grandiosen Wahlkampf auf die Beine gestellt. 4000 Plakate, 30000 Wahlzeitungen, 30000 Wählerbriefe, über 60 Infostände und viele weitere Veranstaltungen. Diese Zahlen können kaum das Engagement unserer Mitglieder ausdrücken, denen hiermit herzlich gedankt sein soll. Auch unser Direktkandidat Klaus Lederer war in den vergangenen Monaten unermüdlich im Bezirk unterwegs – in Schulen, Vereinen oder Initiativen. Und es hat sich gelohnt.

832 Zweitstimmen mehr als 2009 konnten wir gewinnen. Angesichts der gestiegenen Wahlbeteiligung fallen unsere Stimmanteile zwar um 0,5 Prozent niedriger aus, aber 18,7 Prozent in einem gemischten Ost-West-Bezirk sind einfach ein Riesenerfolg. Das Umfeld war schwierig: die SPD konsolidierte sich nach ihrem damaligen Absturz wieder und erzielte 26,2 Prozent der Zweitstimmen (plus 5,0 Punkte). Diese Konsolidierung ging jedoch nicht auf Kosten der LINKEN, sondern der Grünen. Diese gaben 5,2 Prozentpunkte ab und sackten auf nur noch 16,8 Prozent. Die CDU legte 3,6 Punkte auf nun 22,6 Prozent zu. Der „Merkel“-Faktor hat offenbar in Mitte weniger gezogen als anderswo. Die FDP ist mit 3,7 Prozent praktisch keine Größe mehr in Mitte und bleibt noch hinter AfD (3,9 Prozent) und Piraten (4,7 Prozent) zurück.

Das Ergebnis der LINKEN bei den Erststimmen kann sich ebenfalls sehen lassen. Klaus Lederer erreichte 16,7 Prozent. Allerdings zeigten sich hier die Auswirkungen der Zuspitzung des Wahlkampfes auf die Kandidaten von Grünen und SPD. Ein relevanter Teil von Wählerinnen und Wählern hat die Stimme gesplittet und die Erststimme anderweitig vergeben. Nachdem DIE LINKE diesmal mit einer expliziten Zweitstimmenkampagne erfolgreich war, müssen wir zukünftig auch über den Wahlkampf für das Direktmandat neu nachdenken.

Schaut man sich die lokale Verteilung der Stimmen an, dann stellt man fest, dass DIE LINKE in den Hochburgen in Alt-Mitte ihren Vorsprung vor der gesammelten Konkurrenz von knapp zehn Prozent trotz leichter Verluste halten konnte. Überraschend ist auch die Stabilität in der Breite in den Kiezen von Moabit, Tiergarten und Wedding. In vielen Stimmbezirken konnte sich unsere Partei in die Verfolgerposition zur SPD setzen und ließ Grüne und CDU hinter sich.

Diese Akzeptanz spiegelt sich auch in den Erfahrungen der Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer wieder. Es war ein echtes Interesse an unseren Positionen zu spüren. Der platte Antireflex gegen uns Linke gehört der Vergangenheit an.

Noch ein paar Tage lassen wir uns Zeit zum Feiern und zur Freude. Aber jetzt beginnt auch das Nachdenken. Was können wir besser machen? Wie nutzen wir unsere gestiegene Akzeptanz, um im Sinne unserer 26.042 Wählerinnen und Wähler etwas zu erreichen?

Tobias Schulze