Ein neues Institut für islamische Theologie an der Humboldt-Universität

In den kommenden Wochen werden, wenn alles klappt, die Voraussetzungen geschaffen, um ein neues Institut an der Humboldt-Universität einzurichten: das Institut für Islamische Theologie. Dieser Gründung ging ein jahrelanger Prozess voraus, der mit der Empfehlung des Wissenschaftsrates für die Einrichtung solcher Theologien 2010 Fahrt aufnahm. Begründet wurde diese Empfehlung mit der Feststellung, dass eine Ausbildung islamischer Religionslehrer*innen und Imame nach hiesigen wissenschaftlichen Standards erfolgen solle. Derzeit werden Menschen in diesen Funktionen vor allem aus dem Ausland rekrutiert und stehen oft in direktem Zusammenhang mit der religiösen und politischen Ausrichtung dieser Regierungen – etwa aus dem Iran oder der Türkei. In Berlin nehmen etwa 5000 Schülerinnen und Schüler am islamischen Religionsunterricht teil.

 Aber auch die theologische Weiterentwicklung der islamischen Religionslehre, der innerreligiöse Diskurs soll durch ein solches Institut vorangetrieben werden.

In Münster, Frankfurt, Tübingen oder Freiburg existieren die Institute bereits, nun folgt Berlin. Der Gründungsprozess seit 2015 gemeinsam mit den größeren islamischen Verbänden, etwa DITIB, der Islamischen Föderation oder dem Zentralrat der Muslime gestaltete sich schwierig. Anders als die großen Kirchen hat der Islam keine zentralen Organisationen. Die Interessen der Verbände, so stellte es der Gründungsbeauftragte Professor Borgolte im Wissenschaftsausschuss dar, laufen sich oft zuwider. Der Bedarf an Rückkopplung in den Verbänden sei aufwändig und zeitraubend.

Zugleich meldeten kleinere, liberal ausgerichtete Verbände und Initiativen wie etwa der Liberal-Islamische Bund, die Ahmadiya-Gemeinden oder der Moscheeverein von Seyran Ateş den Wunsch nach Mitwirkung im Beirat des Instituts an. Und dies vollkommen zu Recht. Wenn solch ein Institut auch der Selbstverständigung innerhalb der Religion dienen soll, dürfen nicht nur konservativ ausgerichtete Verbände Zugang haben.

Trotzdem gestaltet sich die Öffnung des Beirates schwierig, schon eine Einigung der größeren Verbände auf ein Konzept war und bleibt problematisch. Das Institut muss nun erstmal auf die Beine kommen. Und die liberalen Verbände sollen einbezogen werden, spätestens in drei Jahren, wenn die Gründung das erste Mal evaluiert wird. Dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen.   

Tobias Schulze