Endlich Bewegung auf der Fischerinsel

Als „Mittendrin“ zuletzt über die Planungen für einen Hochhausneubau der Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte (WBM) auf der Fischerinsel berichtete, waren die Nachrichten noch – gelinde gesagt – durchwachsen. Die Entwidmung der großen Grünfläche am Mühlendamm und die Fällung von 74 Bäumen, ohne dass andernorts Ausgleichspflanzungen vorgenommen wurden, erregten die Gemüter vieler AnwohnerInnen, die sich in der Fischerinsel-Initiative zusammenfanden. Bei einem Kiezgespräch im Januar 2016 stellte die WBM ihre Planungen vor, doch die geladenen Vertreter von Senatsverwaltung und Bezirksamt glänzten durch Abwesenheit. Bei einem weiteren Kiezgespräch stellte Baustadtrat Carsten Spallek klar, dass für das Vorhaben noch gar kein Bauantrag vorlag. Die Fischerinsel-Initiative setzte sich weiter für eine Mitsprache der AnwohnerInnen bei der Bauplanung ein – eine Forderung, die von der LINKE-Abgeordneten Carola Bluhm tatkräftig unterstützt wurde. Das schmeckte dem Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel gar nicht, der noch kurz vor Ende seiner Amtszeit das Bezirksamt aufforderte, einen positiven Bauvorbescheid zu erteilen.

Doch inzwischen haben sich die Verhältnisse in Senat und Bezirk verändert. Geisels ehemaliges Ressort wird nun von der LINKEN Katrin Lompscher geführt, die mit dem neuen Baustadtrat Ephraim Gothe übereinkam, den gewünschten Bauvorbescheid nicht zu erteilen. Stattdessen forderten sie die WBM auf, neue Vorschläge für die Bebauung des Grundstücks auszuarbeiten und der Öffentlichkeit zur Diskussion vorzulegen. Als Zeichen dieser neuen Dialogbereitschaft traf sich Gothe im Januar dieses Jahres zum Austausch mit der Fischerinsel-Initiative.

Die alte „Sprachlosigkeit“ der Verwaltung ist durchbrochen. Nun kommt es darauf an, einen echten Beteiligungsprozess zu starten. Wichtig ist dabei vor allem, dass das im Zentrum ohnehin immer knapper werdende Stadtgrün nicht noch weiter dezimiert wird. Die Fischerinsel-Initiative plädiert deshalb dafür, den seit 2010 vorliegenden Bebauungsplan-Entwurf für die Fischerinsel zu diskutieren und festzusetzen, um endlich eine planerische Grundlage für die Entwicklung der Grünflächen zu schaffen. Zudem bestehen Verpflichtungen der Axel Springer SE, als Ausgleich für ihren Campus-Neubau in der Axel-Springer-Straße Sanierungsmaßnahmen an den Grünflächen auf der Fischerinsel vorzunehmen – auch hierzu muss nun endlich ein Masterplan erstellt werden, der die Bedarfe der Bevölkerung vor Ort mit einbezieht.

Markus Wollina