Ganz nah ums Eck

Mit Hexenschuss hinke ich durch die Oranienburger Straße. Eine Hauptattraktion fehlt. Die arro-gant verschmähte C/O Fotogalerie wird nun die Zoo-Nähe aufwerten, der aktuelle Käufer des Post-fuhramts lässt am hinteren Tor werkeln. Mal sehen, ob er es ab- oder aufbaut. Wo die Fotogalerie hätte sein können, pfeift Frühlingswind durch abrissreif vernachlässigte Atelierhäuser. Vis-à-vis vom Monbijoupark, im gewaltigen Viereck Oranienburger-, Tucholsky-, Monbijoustraße, begrenzt von der Spree, ist der Stau am Bau nicht zu übersehen. Jenseits des Bodemuseums dreht sich kein Kran, an das hochgepriesene Ensemble aus Frauenklinik, Telegrafen-, Postamt und kleinem Ufer-haus, das ein Literaturcafè werden sollte, erinnern die Werbeposter.

Mit Hexenschuss hinke ich durch die Oranienburger Straße. Eine Hauptattraktion fehlt. Die arro-gant verschmähte C/O Fotogalerie wird nun die Zoo-Nähe aufwerten, der aktuelle Käufer des Post-fuhramts lässt am hinteren Tor werkeln. Mal sehen, ob er es ab- oder aufbaut. Wo die Fotogalerie hätte sein können, pfeift Frühlingswind durch abrissreif vernachlässigte Atelierhäuser. Vis-à-vis vom Monbijoupark, im gewaltigen Viereck Oranienburger-, Tucholsky-, Monbijoustraße, begrenzt von der Spree, ist der Stau am Bau nicht zu übersehen. Jenseits des Bodemuseums dreht sich kein Kran, an das hochgepriesene Ensemble aus Frauenklinik, Telegrafen-, Postamt und kleinem Ufer-haus, das ein Literaturcafè werden sollte, erinnern die Werbeposter.

Der Jüdischen Gemeinde scheint es mit ihrem verfallenden Besitz in der Auguststraße ähnlich zu gehen, auch ihr streng bewachtes Nebengebäudes Oranienburger Straße 31 macht mich trübsinnig. Schön ist das Haus Nr. 27. Der Kunsthof wurde nie zur Krausnickstraße durchbrochen, wie eh und je dominiert der große Baum die Mitte, aber den Touristen entgeht der Balkon über dem Zugang zum historisch gepflasterten Hof, um dessen Erhalt wir zu Wendezeiten bangten. Jetzt ist hier die Tadshikische Teestube angekommen. Die Deutsch-Sowjetische Freundschaft ist vergessen, das Haus der DSF wurde als Palais am Festungsgraben  privatisiert, also Schluss für den Tee, doch die seit 1976 beliebte Teestube fand den Kunsthof. Wer die Beine biegen kann, sitzt wie damals ebenerdig zwischen bunten Kissen. Montagabends  gibt es märchenhaften Teestunden mit Nina Korn und Katja Popow.

Der Hof hat noch andere Attraktionen: die griechische Vinothek, Kleider und Wohnzutaten, doch Hutladen und „Silberstein“ sind verschwunden. Es wird mexikanisch gekocht, sonntags lädt die Keksbäckerin zur Keksweiterbildung. Auch Galerien kamen und gingen. Im Souterrain beeindruckt jetzt die gemeinnützige ART CRU mit Outsider Art: Kunst von Behinderten, von behinderten Künstlern, getragen durch ein Netzwerk psychosozialer Einrichtungen. Bis zum 1. Juni zeigen sie großartige Outsider-Bilder verschiedener Künstler aus Kalifornien, ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit den Zentren Creative Growth in Oakland und Paris. Ich finde es beruhigend, in der Nähe auch die Ferne zu entdecken.

Irene Runge