Groth-Gruppe plant über 700 Wohnungen in der Lehrter Straße

Moabiter Kiez befürchtet Verdopplung der Mieten

Die Groth-Gruppe will über 700 Wohnungen in 6- 18-Geschossern zwischen der Lehrter Straße in Moabit und den Bahngleisen errichten.

Die Projektentwickler nennen ihre Planung „behutsame Entwicklung des Mittelbereichs der Lehrter Straße“. Aber da bisher nur etwa 1000 Wohneinheiten an der Lehrter Straße stehen, kann man bei dem Neubau von weiteren 700 wohl kaum von „behutsamer Stadtentwicklung“ sprechen.

Nach den bisher bekannt gewordenen Vorstellungen der Projektplaner sollen die Wohnungen am lauten Bahndamm vermutlich zu Mietwohnungen und die Wohnungen an der leiseren Lehrter Straße zu Eigentumswohnungen werden. Die Mieten sollen zwischen 8,50 und 11,00 Euro pro qm kosten  -  das ist doppelt so hoch wie bei den vorhandenen Wohnungen in der Lehrter Straße.

Susanne Torka, engagiert in einer Anwohner-Initiative und im „Runden Tisch gegen Gentrifizierung“ in Moabit, kritisiert diese Kostenexplosion für die Anwohner. Im B-Laden (Betroffenen-Laden) in der Lehrter Straße wirbt sie für bezahlbare Wohnungen und die Rechte der Leute, die hier bereits wohnen. „Normale Leute können sich das nicht leisten“, sagt sie.

Nur 150 geförderte, preiswertere Wohnungen sollen nach aktuellen Verlautbarungen entstehen. Das wären gerade einmal 20 Prozent der geplanten Wohneinheiten. Groth ist dafür mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft noch in Verhandlungen. Der Betroffenenrat Lehrter Straße hatte gefordert, dass mindestens 30 Prozent aller Wohnungen für Geringverdiener bezahlbar sein sollten. Von Bezahlbarkeit kann bei den zu erwartenden 6 bis 7,50 Euro/qm Miete ohnehin nicht die Rede sein. Denn bekanntlich sind für Transferbezieher nur Wohnungen bis zu 4,50 Euro/qm leistbar.

Der Berliner Mieterverein beklagte bereits in einem Artikel des MieterMagazins vom Mai 2013 “Filets für den Baulöwen”, dass der Bezirk Mitte sich nicht bemüht, einen ausreichenden Anteil an preiswerten Wohnungen durchzusetzen. Dort wird auch der Antrag zu „sozialen und ökologischen städtebaulichen Verträgen im Zusammenhang mit B-Plänen“ erwähnt, der in der BVV mit Stimmen von CDU und SPD abgelehnt wurde.

Rainer Scholz