Hansa-Ufer 5: Senioren wollen sich nicht vertreiben lassen

Über 60 Senioren des Moabiter Hansa-Ufers 5 sind von drastischen Mieterhöhungen bedroht und müssen um ihr Zuhause fürchten.

Die Seniorenvertretung Mitte hat in einer Pressemitteilung unter der Überschrift: Alte als Kollateralschaden der Gentrifizierung?“ Alarm geschlagen. Den Mietern im Hansa-Ufer 5 ist mitgeteilt worden, dass ihr Haus anderthalb Jahre lang modernisiert werden soll. Bis zu 60% sollen die Mieten steigen, weil die Fassaden wärmegedämmt, neue Fenster eingebaut und die Laubengänge geschlossen werden sollen. Außerdem soll das Haus aufgestockt und ein Neubau angebaut werden.

Das Haus wurde 1975 als städtisches Seniorenwohnhaus mit Gemeinschaftseinrichtungen errichtet. Aber zum 1.1.2008 wurde die schon damals instandsetzungsbedürftige Immobilie zusammen mit zwei weiteren Seniorenwohnhäusern vom Land Berlin an das schwedische Immobilienunternehmen Akelius verkauft. Den Senioren wurde mitgeteilt, ihre Wohnungen seien auch in Zukunft sicher. In seinen „Informationen vom Liegenschaftsfonds Berlin rund um den Immobilienmarkt“ vom September 2007 wurde der Verkauf dieser Seniorenwohnheime als Erfolg gewertet und stolz die hohen Erlöse erklärt: „… Ein untrügliches Zeichen für attraktive Immobilienangebote, mit denen entsprechend hohe und manchmal sogar spekulative Preise erzielt werden. So sicherte sich jüngst die schwedische Akelius GmbH drei ehemalige Seniorenhäuser in Berlin-Tiergarten. Das Ergebnis lag deutlich über den Erwartungen, da der Wettbewerb um die Renditeobjekte besonders stark war.“

Der Skandal: Es wurden vertraglich keine Auflagen vereinbart, obwohl den Senioren vom Bezirksamt Bestandssicherung zugesichert worden war. Der Sozialstadtrat erklärte jetzt in der BVV, das sei nicht anders möglich gewesen, weil noch ein hohes Darlehen auf dem Haus lag. Mit anderen Worten: Das Land Berlin entledigt sich seiner Schulden auf Kosten der Senioren!

Fünf MieterInnen sind schon über 90 Jahre alt, 15 zwischen 80 und 90. Viele wohnen bereits 20 Jahre dort und länger. Doch sie werden nicht so einfach aufgeben. Wenn auch einige resigniert und empört einen Umzug ins Pflegeheim ins Auge fassen, viele haben sich zusammengetan und wollen für ihre Interessen eintreten. Dabei werden sie von der Seniorenvertretung Mitte und dem „Runden Tisch gegen Gentrifizierung“ in Moabit unterstützt.

Rainer Scholz