Im 75. Jahr der Befreiung vom Faschismus...

… warnte auf der Münchener Sicherheitskonferenz der russische Außenminister, nachdem er all die Gefährdungen des Weltfriedens aufgezeigt hatte, die internationale Gemeinschaft sei in der Pflicht. Solange es nicht zu spät sei, müsse aufgehört werden, über die russische Bedrohung zu reden. Er forderte den Dialog, beschwor den Frieden und schloss seine Rede mit einem Zitat Sacharows: "Der Nuklearkrieg kann aus einem konventionellen Krieg erwachsen und der konventionelle Krieg erwächst bekannter Weise aus der Politik".

Ganz anders der Tenor der Pompeo-Rede: Der Westen gewinnt! Er wiederholte diese Aussage in seiner sechzehnminütigen Rede sechs Mal. Und er benannte die Staaten, die besiegt werden sollen. Zuvörderst Russland und China, aber auch Iran, Kuba, Venezuela, Nikaragua und Nordkorea. Wie zu Zeiten des Kalten Krieges interpretierte er jede von seinem Land ausgeübte aggressive Handlung, auch im Kontext mit "Defender 2020", als Verteidigung. Das Wort Frieden kam in Pompeos Rede nicht vor.

Nie wieder Krieg, hieß es am 8. Mai 1945. Heute muss man sagen: Was geschehen ist, kann wieder geschehen - wenn wir nicht für den Frieden eintreten und uns dem Russenhass nicht entgegenstellen. Das Prinzip der Äquidistanz, alle hätten irgendwie Schuld an der fatalen Weltlage, hilft nicht.

Und es hieß "Nie wieder Faschismus". Hanau zeugt von anderem. Der Täter sei psychisch krank, heißt es. War Mengele gesund? Jener Sadist, der bestimmte, wer von den nach Auschwitz deportierten Menschen noch Zwangsarbeit leisten durfte und wer sofort vergast wurde. Die SS-Mörder waren Rassisten, und diejenigen, die heute aus gleichen Motiven Menschen umbringen, sind es ebenso. Wie irre sie auch sein mögen: Auf blondhaarige Menschen mit blauen Augen würden sie nicht schießen, es sei denn, die wären Antifaschisten.

Die sogenannte Mitte der Gesellschaft scheut sich nicht, Nazis und Linke gleichzusetzen. Diese These "Rot gleich Braun" ist bedingungslos zurückzuweisen.        

Ellen Brombacher