Karl-Marx-Allee zwischen Alex und Strausberger Platz: Sanierung ja - aber bitte kein Umbau!

Spätestens mit 50 sollte man sich mal gesundheitlich durchchecken lassen und obendrein eine Auffrischungskur veranlassen. Dieses Gebot steht jetzt für einen architektonisch markanten Straßenzug, der Mitte der 60er Jahre vollendet wurde: der 2. Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee. Die Senatsverwaltung lud im September die dortigen AnwohnerInnen und Gewerbetreibenden zu einer "Bürgerinformationsveranstaltung" zum Thema "Umbau der Karl-Marx-Allee von Otto-Braun-Straße bis Strausberger Platz" und mehr als 300 kamen.

Heike Brummer, die Leiterin des Projektes visualisierte und präsentierte ausführlich die Vorhaben: die Erneuerung der Oberflächen, der Geh- und Fahrradwege sowie der Beleuchtung. Die Planung – veranschlagte Kosten sind 8 Millionen Euro - sieht aber auch einschneidende Veränderungen vor. Die beliebten Parkplätze auf dem Mittelstreifen des 800m langen Straßenzuges sollen verschwinden und die Überquerung des Mittelstreifens zwischen Kino "International" und Schillingstraße soll geschlossen werden.  

Viel Beifall bekommt die Wortmeldung von Werner Häsner: "Die Sanierung unserer Straße ist nach so langer Zeit wohl längst erforderlich, aber ansonsten wollen wir keinen Umbau!" Der Rentner wohnt hier von Anfang an und ist "stolz auf unsere schöne große Allee, die ja bekanntlich unter Denkmalschutz steht". 

Die meiste Kritik erfährt die Parkplatzidee vor allem durch die ortsansässigen Gewerbetreibenden und Restaurationen wie den Reiseausstatter "CAMP 4", das Restaurant "Alberts" und die Tanzschule "Tanzzwiet". Sie fordern nachdrücklich für ihre Kunden ausreichend Parkmöglichkeiten. Im legendären "Café Moskau" finden ständig große Veranstaltungen statt. Die Anwohner mit gekaufter Parkvignette müssen jetzt schon um ihre Stellplätze vor den Häusern bangen. "Haben die Projektplaner auch demographisch gedacht?", fragt der junge Neubewohner Tobias Voigt. In den Mietshäusern zeigt sich schon ein Generationenwechsel. "Mit den jungen Leuten kommen auch mehr Autos.“

Fast einhellige Ablehnung auch des Vorhabens der Schließung der Mittelstreifenüberquerung. "Seit vor wenigen Jahren die Auffahrt auf den Alex verengt wurde, gibt es vom Kino westwärts früh und abends ständig Stau. Die Autofahrer versuchen diesen logischerweise durch 'Schleichwege' über die Überquerung zu umgehen", begründet Klaus Jockel, einer der Betroffenen. Eine Sperrung würde die Situation noch verschärfen.

In den vielen Wortmeldungen ist man sich in einem einig: Wenn allein das Erforderliche zum Erhalt und zur Verschönerung dieses Teils der Karl-Marx-Allee realisiert werden würde, könnte von den acht Millionen sehr viel Geld gespart werden.

Matthias Herold