Mahnmal in der Levetzowstraße

Ein neuer Rahmen für das Mahnmal in der Levetzowstraße Es geschah vor aller Augen: 1941 wurde die Synagoge in der Moabiter Levetzowstraße vom Nazi-Regime in ein Sammellager umgewandelt.
Die 1914 eingeweihte Synagoge war mit über 2.000 Plätzen einst eine der größten der Stadt gewesen. Nun wurden hier Berliner Jüdinnen und Juden vor dem Transport in Todeslager wie Lodz, Minsk oder Auschwitz interniert – bis 1945 mehr als 37.000 Menschen, während die jüdische Gemeinde zur Aufstellung der Transportlisten und Versorgung der Gefangenen gezwungen war. Den Weg zu den Deportationsbahnhöfen Putlitzstraße, Grunewald und Anhalter Bahnhof mussten diese oft zu Fuß zurücklegen – mitten durch die Stadt, ohne Versuche des Regimes, die Verbrechen vor dem Rest der Bevölkerung zu verbergen.
Die im Krieg zur Ruine gewordene Synagoge wurde 1955 abgerissen. Seit 1960 erinnert an der Ecke Jagowstraße eine Gedenktafel an das Geschehene. Das Grundstück wurde durch den Westberliner Senat angekauft und ein Spielplatz errichtet. Als Ergebnis eines Wettbewerbs des Senats wurde 1988 von dem Bildhauer Peter Herbirich sowie den Landschaftsarchitekten Theseus Bappert und Jürgen Wenzel eine Gedenkstätte gestaltet. Eine eiserne „Flammenwand“ in Höhe der einstigen Synagoge listet jeden der 63 von Berlin ausgehenden Deportationszüge auf. Bodenreliefs erinnern an frühere jüdische Gotteshäuser in Berlin. Auf einer Rampe erhebt sich ein Marmorblock, aus dem die schemenhaften Formen geschundener Menschen geschlagen sind, in Richtung eines stählernen Güterwaggons. Ein bedrückendes Ensemble, das den Betrachter zur Auseinandersetzung fordert.
Diese Wirkung wird jedoch gemindert, seit 2010 der Spielplatz umgestaltet wurde. Die Kürzung der Hecken, die Einzäunung und vor allem die Errichtung einer hohen bunten Kletteranlage direkt hinter der „Flammenwand“ drängten die Denkmalanlage optisch an den Rand. Um der Bedeutung des Ortes wieder gerecht zu werden, hat der Bezirk nun gemeinsam mit Bappert und Wenzel ein Neugestaltungskonzept erarbeitet, das die Entfernung der Kletterwand und die Pflanzung neuer Hecken vorsieht, welche mit der Zeit bis zu elf Meter hoch wachsen sollen. Die Stätte wird damit wieder in einen würdevolleren Zustand zurückversetzt – begrüßenswert nicht zuletzt, weil sie als Ort alljährlicher Gedenkkundgebungen und Ausgangspunkt von Gedenkmärschen eine wesentliche Rolle für die antifaschistische historische Bildungsarbeit im Bezirk spielt.


Markus Wollina