Nur eine kurze Atempause für Karstadt am Leopoldplatz

Die Vereinbarung des Berliner Senats mit dem Signa-Konzern zum Erhalt von Karstadt am Leopoldplatz verschafft den Beschäftigten nur eine dreijährige Atempause. Vorerst sind ihre Arbeitsplätze gesichert und in der Müllerstraße bleibt ein wichtiger Anziehungspunkt bestehen.

Die Karstadt-Kaufhauskette war schon lange vor der Corona-Krise in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Auf Grund von Managementversagen war das Unternehmen schon ab 2012 in Not geraten. Unter dem später verurteilten Konzernchef Thomas Middelhoff waren die Gebäude verkauft worden und mussten dann teuer zurück gemietet werden. Diese hohen Mieten konnten aber nicht erwirtschaftet werden. Obwohl die Beschäftigten mehrfach durch Lohnverzicht einen Beitrag für die Sanierung des Konzerns geleistet haben, ist die Situation des Unternehmens weiter schlecht.

Der Besitzer von Galeria Karstadt Kaufhof ist der Signa-Konzern und der zeigt wenig Interesse am Erhalt der Warenhauskette. Der Signa-Konzern ist ein ehemaliges Immobilienunternehmen und es geht der Geschäftsleitung in erster Linie um Standortentwicklung.

Für die zeitlich befristete Garantie für den Fortbestand eines Teils der Berliner Galeria Karstadt Kaufhof Warenhäuser soll der Signa-Konzern ein 130 Meter hohes Haus am Alex, zwei Hochhäuser am Kudamm und einen gigantischen Konsumtempel am Hermannplatz errichten dürfen. Besonders am Hermannplatz regt sich Widerstand vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und Anwohnern gegen den monumentalen Neubau im Stil des Baus von 1929.

Mit der geplanten Schließung von sechs von elf Standorten in Berlin wurde der Senat von Sigma massiv unter Druck gesetzt, um möglichst viele Projekte durchzusetzen. Während für die Neubauvorhaben der Konzern scheinbar unbegrenzt finanzielle Mittel hat, wird für den Erhalt der Kaufhäuser kein Geld eingesetzt.

DIE LINKE Berlin hat sich am 22. August auf ihrem Parteitag gegen die Vereinbarung mit Signa ausgesprochen. Dazu sagte die Landesvorsitzende der Linken, Katina Schubert: "Signa hat den Senat erpresst, um seine Baupläne vor allem am Hermannplatz durchzusetzen".

Um in den Bezirken weiterhin attraktive Einkaufsstraßen zu erhalten, braucht es die großen Warenhäuser. Wenn diese von den Eigentümern rücksichtslos plattgemacht werden, sollte hier durch staatliches Handeln eingegriffen werden, damit auch in Zukunft die Menschen im Wedding am

Leopoldplatz und anderswo gut einkaufen können.       

Thomas Licher, Dipl. Ing. für Stadt und Regionalplanung