Pablo Hermanns Leben für kritische politische Kunst

Eines der Vorbilder von Pablo Hermann ist Mark Lombardi, der USA-Künstler, der die globalen politisch-ökonomischen Machtstrukturen  vor allem mit seinen Soziogrammen ästhetisch aufbereitet darstellte und deshalb vom FBI überwacht wurde.  Thema von Pablo Hermanns Masterarbeit an der Universität der Künste war die Entwicklung der kritischen politischen Kunst. Der Grafiker, Maler und Kunsttheoretiker bringt in seinem Projektraum "Organ kritischer Kunst" in der Prinzenallee 29  Künstler, Wissenschaftler und Politiker zu Ausstellungen und Gesprächsrunden zusammen - seit 2007 jährlich bis zu 12 Expositionen von Bildern, Installationen oder Videos mit mittlerweile etwa 500 Akteuren. "Zu `Funkenschlag' über den Flächenbrand im 'arabischen Frühling' kamen Künstler und Experten aus Syrien, Ägypten, Jemen, Libyen und Tunesien, über Geheimdienste in Ost und West sprach zu einer Vernissage Gotthold Schramm, zu Wohnungspolitik und Gentrifizierung Andrej Holm", nennt er Beispiele. "Wahrheiten und geheim gehaltene Informationen gegen Halb- und Unwahrheiten ist unser Anliegen". Die Bilder und die Gesprächsthemen widmen sich vor allem Kriegen und Reaktion, Putschen und Revolutionen.  "Als hohe Anerkennung betrachte ich die Verleihung des Berliner Projektraumpreises für auszeichnungswürdige Programmarbeit 2013 und 2017".

Pablo Hermann wurde 1972 in der ekuadorianischen Großstadt Guayaquil geboren. Mit sechs Monaten kam er mit seiner Mutter, einer Ekuadorianerin, und seinem Vater, einem deutschen Entwicklungshelfer, ins saarländische Lebach, wo er aufwuchs und das Gymnasium besuchte. "Mit 14, 15 malte ich meine ersten expressionistischen und abstrakten Bilder", erinnert er sich. "Otto Dix,  George Grosz und Kandinsky waren meine Ideale". Von 1995 bis 2000 studierte er an der Finis-Terrae-Universität in Santiago de Chile Kunst, Malerei und Grafik. Seit 2004 lebt und arbeitet er in Moabit und Gesundbrunnen.

Am meisten beschäftigte Pablo Hermann in den letzten Monaten eine lange Reihe von Porträts herausragender Persönlichkeiten von  Karl Marx, Ludwig Renn, Che Guevara, Fidel Castro über die mexikanische Malerin Frida Kahlo bis hin zur US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, der Sea-Watch 3-Kapitänin Carola Rackete und  der Klima-Aktivistin Greta Thunberg - seit Ende August ausgestellt in der Galerie "Toolbox", Koloniestraße 120.  "Im Herbst zeige ich im serbischen Novi Sad in einer Exposition eine von mir gestaltete Weltkriegskarte", kündigt er an. Kooperationen mit Künstlervereinen in Kopenhagen und Helsinki stehen an.

"Wir Künstler im Kapitalismus müssen um unsere Existenz ringen, unser Beruf ist nicht planbar, Verdienste sind abhängig von Projekten, das Privatleben wird immer in Mitleidenschaft des prekären künstlerischen  Schaffens gezogen", beklagt der Künstler. Aber er nennt sich Stehaufmännchen, will von eigener Kunst leben, muss aber nachts als Barkeeper in einem Klub sein  Geld verdienen.  Aber solange er noch enthusiastisch in der  Döbritzer Heide auf Pilzsuche geht und die Kampflieder Spaniens singt, bleibt  Pablo Hermann Optimist und aktiv für die Wahrheit  und sein linkes Credo.

Matthias Herold