Sana will Haus der Gesundheit schließen - Patienten in Mitte empört

Der Klinikkonzern Sana will das Haus der Gesundheit an der Karl-Marx-Allee 3 nächstes Jahr schließen. Die überwiegend älteren Patienten sind darüber empört, denn Sana hat vor, Ärzte und Mitarbeiter einfach nach Marzahn zu verfrachten.

In die medizinische Versorgung des Kiezes würde das eine riesige Lücke reißen. Viele der bis zu 100.000 Patienten im Jahr sind alt und gebrechlich. Sie haben hier alle Ärzte, die sie brauchen, unter einem Dach  -  seit 40 Jahren.

Ein Haus mit Geschichte

Das Haus der Gesundheit war das erste und zunächst auch größte Ärztehaus Berlins.  1913 als Kaufhaus errichtet, wurde es 1923 von der AOK zum Ambulatorium umgebaut, um besonders die sozial schwächere Bevölkerung zu versorgen. „Die Patienten sparten Wege, Ärzte konnten sich Räume und teure Geräte teilen“, erklärt Reinhard Joksch vom Verein Fokus Geschichte das damals neue Konzept.

1934 allerdings schlossen die Nazis alle 38 Berliner Ambulatorien. Das Haus der Gesundheit wurde 1948 als erste Berliner Poliklinik wiedereröffnet.  Die AOK erhielt es nach der Wende wieder zurück und vermietete es an den Sana-Konzern.

Neuer Standort nützt vor allem Sana

Dass in den neuen Standort im Marzahner Unfallkrankenhaus über 20 Fachärzte mit umziehen sollen, nützt den jetzigen Patienten wenig. Zumal in das Haus der Gesundheit nicht ohne weiteres neue Praxen einziehen dürfen, wenn Sana die Arztsitze mit nach Marzahn nimmt und an das Unfallkrankenhaus verkauft. Denn deren Zahl ist in Berlin festgeschrieben. Der Schaffung neuer Arztplätze muss der Zulassungsausschuss bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zustimmen, wie übrigens auch jetzt der Verlegung der Praxen. Ein Antrag dafür sei aber noch nicht eingegangen, heißt es bei der KV. Insider vermuten finanzielle Aspekte: „Mit dem Verkauf von Arztsitzen lässt sich richtig Geld verdienen“, weiß Arztrechtsexperte Christian Link-Eichhorn.

Kundgebung fordert Patientenrechte ein

Im September fand vor dem Haus der Gesundheit eine gut besuchte Kundgebung statt, auf der eine Reihe von Patienten forderten, die AOK solle sich definitiv für ihre Rechte einsetzen. Sowohl Carola Bluhm von der LINKEN als auch Frau Stein von den Grünen betonten, dass sich medizinische Versorgungszentren in Form von Ärztehäusern bewährt hätten. Carola Bluhm sagte, sie sei nicht die Einzige, deren Großmutter und Mutter bereits in dieses Ärztehaus gegangen seien. Die Politik müsse unbedingt die Altersstruktur und die wohnortnahe Versorgung der Kassenpatienten berücksichtigen.

Rainer Scholz