Shiva Saber Fattahy: Moabiter Kiezmütter werden jeden Tag selbstbewusster und schöner

mittendrin

"Ich fühle mich glücklich", gesteht Shiva Saber Fattahy, "wenn ich die Frauen um mich herum freudestrahlend, selbstbewusst und lebensfroh sehe." Seit 2006 organisiert die Leiterin des Projekts "Moabiter Kiezmütter" im Jugendhaus B8 der Diakoniegemeinschaft Bethania e.V. ein Netzwerk, das Frauen, die aus den verschiedensten Ländern in den Berliner Stadtbezirk gekommen sind, bei der Integration in die neue Heimat betreut und ermutigt. Ideal dabei ist, dass die 48jährige sieben Sprachen spricht: Iranisch, Türkisch, Aserbaidshanisch, Englisch, weitgehend Kurdisch, Arabisch und natürlich perfekt Deutsch.
 
 Als sie 1988 aus Iran ihrem Mann folgte, der in Berlin Architektur studierte, war für Shiva Saber Fattahy das Erlernen der Sprache ihrer Wahlheimat vorrangige Aufgabe. "Nach fünf Monaten an der Hartnackschule konnte ich schon am Berliner Ensemble die Aufführung von 'Mutter Courage' ganz gut verstehen", erinnert sie sich.  Sehr schnell engagierte sich die Mutter einer 18jährigen Tochter und eines elfjährigen Sohns bei ehrenamtlichen Vereinen zur Unterstützung der Migranten, vor allem der weiblichen.

 Beim Quartiermanagement Moabit-West war sie zuerst Dolmetscherin, bald aber auch schon Leiterin von Projekten wie "Mütter für Mütter". 2006 begleiteten dort 38 ausgebildete Frauen mehr als 200 Familien in den Wohngebieten beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Erziehung ihrer Kinder, zu Gesundheits- und Ernährungsfragen, bei der Klärung vieler Alltagsprobleme. "Schon damals sahen wir uns als die mobilen Gelben Seiten, die bei der Suche nach Lösungen halfen", sagt Shiva Saber Fattahy lächelnd.

Reden, Anregen, Vermitteln  

Jetzt halten 22 Kiezmütter enge Kontakte zu Familien, Kitas und Schulen. Jeden Montag lädt das Müttercafé des Jugendhauses in der Berlichingenstraße 8 zum Erfahrungsaustausch und zur Vermittlung vieler Informationen ein. Am Mittwoch und Donnerstag sind die Kiezmütter im Familienzentrum Perleberger Straße, im Nachbarschaftshaus, in der Karl-Bolle-Grundschule, im Nachbarschaftscafe "Martha und Maria" in der Waldstraße 32 aber auch bei Familien zu Hause zum Reden, Anregen und Vermitteln.

 Das sehr erfolgreiche Projekt geht bis Ende 2014. "Schon jetzt sieht man, dass ihr Engagement die Frauen - die jüngste ist 32, die älteste 57 -  jeden Tag selbstbewusster, stolzer auf ihre wichtige Arbeit, ja, dass ihre Freude daran sie noch schöner macht", beobachtet zufrieden Shiva Saber Fattahy. In den vergangenen Jahren hat eine ganze Reihe auch den Mut gewonnen für eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz. Eine Apothekenassistentin, eine Erzieherin in einer Kita, eine Bürokauffrau, eine Kosmetikerin, eine Krankenpflegerin und eine Caféchefin sind Beispiele dafür. 

 Aber sie hat dabei auch Sorgen: "Wird das Projekt auch weiterhin vom Bezirksamt Mitte und vom Job-Center finanziert? Und was passiert mit den Frauen, wenn die vorgeschriebene Frist ihrer geförderten Tätigkeit bei uns zu Ende ist?" Noch ist die quirlige, fröhliche Iranerin mit deutschem Pass voller Optimismus: "In einem Jahr werde ich ausgebildeter Coach sein. Mir wird all das, was ich bisher schon intuitiv praktizierte, beurkundet." Ihr und ihrem Projekt drücken wir fest die Daumen.            

Matthias Herold