Stadt braucht Gesellschaft

Das Haus der Statistik (HdS) am Alexanderplatz, 40.000 Quadratmeter Nutzfläche, die mehr als verdoppelt werden können, steht für Rückgewinnung von Gestaltungsspielraum und die Möglichkeit, geradezu modellhaft ein integratives, soziales Zentrum, bestehend aus kulturellen, sozialen, kommunalen- und Verwaltungseinrichtungen, Orten für Bildung, Wohnen und Kunst zu entwickeln und zu realisieren.

Vor vier Monaten wurde eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die vielleicht ihresgleichen sucht, sind doch sowohl die Initiative Haus der Statistik, der Senat Stadtentwicklung und Wohnen, das Bezirksamt, die WBM und die BIM (Berliner Immobilen Management GmbH) Unterzeichnende. Seit 2017 gehört das Grundstück dem Land Berlin. Dass so viele Akteur*innen miteinander kooperieren wollen und werden, um aus dem riesigen und nun schon lange leerstehenden Komplex einen belebten und belebenden Ort werden zu lassen, kann ohne Übertreibung als beispielhaft und hoffentlich auch beispielgebend für die Zukunft bewertet werden.

Die Initiative HdS hat Ende Mai zu einem 6. VernetzungsRatschlag eingeladen, bei dem es vor allem um kooperative Planungsverfahren und die Mitwirkung der Stadtgesellschaft ging. Vor 25 Jahren war das Wort „Stadtgesellschaft“ nur in weniger Munde, inzwischen ist es in die Alltagssprache eingegangen. Das ist gut, zugleich ist wichtig, sich immer zu vergegenwärtigen, dass es erst einmal nur ein Wort ist, das politischen Willens und politischer Angebote bedarf, um lebendig zu sein. Wir wollen, dass der Begriff Stadtgesellschaft nicht zum Platzhalter wird, stattdessen wirklich Zusammenhalt ohne Ausgrenzung meint und beinhaltet.

In unserer Koalitionsvereinbarung steht zum Haus der Statistik: „Es soll ein Projekt mit Modellcharakter entstehen, indem neue Kooperationen und eine breite Mitwirkung der Stadtgesellschaft sichergestellt werden.“ Wir haben das Wort Stadtgesellschaft hier in aller Ernsthaftigkeit gewählt. Und als das Land Berlin 2017 das Haus der Statistik für 57 Millionen vom Bund erwarb und unserer landeseigenen Holding BIM zuordnete, sind wir kein Risiko eingegangen, haben aber eine große politische Verantwortung übernommen. Ich bin gespannt und freue ich auf den Prozess, an dessen Ende ein lebendiges, nachhaltiges und für Berlin in dieser Größenordnung vorerst einmaliges Projekt stehen wird. Aber das mit dem einmalig muss ja nicht so bleiben.

 

Carola Bluhm