Visionär mit Blaumann und Rechenschieber - Steve Rauhuts Lehrstück für ein besseres Land

Vor 8 Jahren gründeten junge Christ*innen in Moabit den „Konvent an der Reformationskirche“ mit dem Ziel, den damals brachliegenden Reformationskirchen-Campus wiederzubeleben. Es ging ihnen um neue, kreative Formen christlichen Lebens und die Etablierung eines offenen, kulturell vielfältigen und politischen Ortes. Einer dieser ambitionierten Menschen ist Stephan „Steve“ Rauhut, der heute als Geschäftsführer den Baumaßnahmen auf dem REFO-Campus vorsteht. Parallel tritt er im Bezirk Mitte als Direktkandidat für Die Linke bei den Bundestagswahlen an, wobei er sagt: „Ich trete dafür ein, dass Politik den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt. Ein Thema liegt mir dabei besonders am Herzen: Wohnquartiere, die allen ein Zuhause bieten“.

Was Steve Rauhut konkret damit meint, konnten zahlreiche Gäste, unter ihnen die Senatorin Katrin Lompscher und die Stadträtin Dr. Sandra Obermayer, anlässlich der Einweihung des Erweiterungsbaus des Jugendtheaters auf dem REFO-Campus am 3. Mai in Augenschein nehmen. Die jungen Leute des Jugendtheaters X sind im Alltag stark von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung betroffen. Als Bestandteil der REFO-Community haben sie hier den Raum, den sie benötigen, um sich auszudrücken, gehört zu werden und wie sie selbst sagen „ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft“ sein zu können.

Damit ist die Revitalisierung des REFO-Campus und mit ihr die Erschließung neuer Räume jedoch keineswegs abgeschlossen. Gerüste, Berge aus Baustoffen und frisch umgegrabene Grünflächen kündigen bereits die nächsten Einweihungen an: die Vollsanierung des REFO-Kindergartens steht ebenso kurz vor der Fertigstellung wie die Umgestaltung der Freiflächen des Wiclefplatzes. Doch wie Steve Rauhut lebenswerte Wohnquartiere schaffen möchte, die allen ein Zuhause bieten, wird erst vollauf deutlich, wenn man zur Baustelle des Wohnhauses auf dem Campus kommt. Hier werden derzeit noch 4.000 qm Wohnfläche vollsaniert. Ohne Eigenkapital und angewiesen auf Kredite von Banken, baut die Community hier Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten. Er sagt: „Dass es geht, zeigen wir. Bezahlbarer Wohnraum ist keine Utopie, sondern eine Frage des Willens. Und auf bundespolitischer Ebene fehlt der Wille. Die Mietpreisbremse greift nicht.“ Deshalb fordert er, dass der Wille zu sozialem Wohnungsbau bei den wichtigsten Akteuren gesetzlich eingefordert wird. So sollen die Spielräume für Spekulation mit Wohnraum eingegrenzt werden, indem etwa die Mietpreisentwicklung an die regionale Einkommensentwicklung gekoppelt wird. „Weiter“, so Rauhut, „müssen staatliche Wohnungsunternehmen ihre Handlungen wieder an ihrem eigentlichen Auftrag ausrichten: dauerhaft sozialverträglichen Wohnraum bereitzustellen.“ Und drittens ist die rechtliche Situation für gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaften zu komplex, und solidarische Initiativen werden dadurch im Keim erstickt.

Dass der REFO-Campus trotz aller Hindernisse zu einem Symbol eines offenen, integrativen und solidarischen Berlins werden konnte, ist dem Willen und der Arbeit vieler zu verdanken.

Falk Höpfner