Vorzeigeprojekt auf dem absteigenden Ast?

Die traditionsreiche Ballettabteilung der Musikschule Alt-Mitte ist in Schwierigkeiten

Zum Bildungsauftrag öffentlicher Musikschulen gehören Breitenwirkung und Begabtenförderung. Die Ballettabteilung in Mitte ist ein Relikt aus DDR-Zeiten; mit hohem Leistungsanspruch und dem Verständnis, Tanz als Kulturgut zu erhalten und Grundlagen für den tänzerischen Profinachwuchs zu schaffen.

Die Besonderheit bis heute: Sie bietet die bundesweit seltene Möglichkeit, an einer einzigen Einrichtung die für die Ausbildung zum Profitänzer nötige Grundausbildung zu erlangen. Außerdem werden Oberstufenabschlüsse vergeben, auf deren Basis ein Studium der Tanzpädagogik oder Choreografie möglich ist. Begabtenförderung nicht nur für Kinder von Gutverdienern, sondern im öffentlichen Bildungsauftrag und sogar zum ermäßigten Preis!

Doch der Zahn der Zeit hat an den Qualitätsmaßstäben genagt. Warnende Stimmen sind aus dem Freundeskreis und von erwachsenen Schülern zu hören, die sich Sorgen um den Nachwuchs machen. Fraglich ist auch, ob alle Musikschulangebote im Bereich Tanz noch dem öffentlichen Bildungsauftrag entsprechen. Der Prozess der Konsolidierung nach dem Zusammenschluss der Bezirke ist noch im Gang. Auch innerhalb der Musikschule wird um Standards gerungen.

Jetzt hat aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen eine verdienstvolle Dozentin das Haus verlassen. Zu befürchten ist, dass sie nicht die einzige bleibt und zahlreiche Schülerinnen mitgehen werden. Dass so die Kontinuität der Arbeit weiter gewährleistet werden kann, ist zweifelhaft.

Die bedauernswerte Situation ist ein Ergebnis aus Sparzwang, fehlgeleiteter Personalpolitik und Marktanpassung. Bleibt zu hoffen, dass bei der Gemengelage die Ballettabteilung als einmalige Bildungseinrichtung zu retten ist.

Claudia Jacob