Weddings Bodenrichtwerte versiebenfacht

Die Linke fordert Deckelung auch der Grundstückspreise

Der Gutachterausschuss des Landes Berlin, der die Bodenrichtwerte jährlich ermittelt, hat für den größten Teil des „Aktiven Zentrums Müllerstraße“ festgestellt, dass sich die  Bodenwerte selbst in diesem Stadtteil seit 2013 fast versiebenfacht haben!

Dieser erstaunliche Richtwert bezieht sich auf die Grundstückswerte im Malplaquetkiez nordwestlich des Leopoldplatzes. Der Malplaquetkiez wurde deswegen ausgewählt, weil die Wohnbebauung mit ihrer Geschossflächenzahl für weite Teile Weddings typisch ist.

Bis zum Jahre 2014 gab es bereits erhebliche Preisschwankungen bei den Bodenwerten, z.B. nach dem Mauerfall oder bei der Berliner Bankenkrise 2001. Aber erst 2014 begann der „Große Sprung“!  Das hängt mit dem starken jährlichen Anwachsen der Wohnbevölkerung, mit den niedrigen Zinssätzen für Baufinanzierung und nicht zuletzt mit der Flucht spekulierender Investoren ins vermeintlich stabile „Betongold“ zusammen.

Was bewirkt die sich damit ständig verstärkende Immobilien-Spekulation?

Berlin gehört mittlerweile zu den zehn teuersten Städten Deutschlands. Der Einfluss der Immobilienlobby erzeugt bereits eine regelrechte Spekulationsblase:  Die Zahl der genehmigten Wohnungen übersteigt seit Jahren die Zahl der real gebauten, weil ein Teil der privaten Investoren lieber auf die Wertsteigerung der Grundstücke spekuliert statt zu bauen. Die bisherige Narrenfreiheit für die private Immobilienwirtschaft hat dazu geführt, dass heute immer mehr Menschen durch Mietsteigerungen aus ihren Kiezen vertrieben werden, während die knappen Restflächen mit Luxusapartments, Ferienwohnungen und Hotels gefüllt werden statt mit bezahlbarem Wohnraum.

Um einen hohen öffentlichen Anteil am Wohnungsbestand zu erreichen, wie das z.B. in Wien der Fall ist, tritt ein Bündnis verschiedener Initiativen für bezahlbare Mieten dafür ein, dass die Bestände der „Deutschen Wohnen“ und anderer Immobilienkonzerne gegen Entschädigung in öffentliches Eigentum überführt werden.

Wer den Mietenwahnsinn stoppen will, muss aber auch an die hohen Bodenpreise ran. Die zentrale Forderung eines Bodenpreisdeckels wurde jetzt von der Linksfraktion im Bundestag zusammen mit mehr als siebzig Vertreter*innen von Mieterinitiativen, Sachverständigen und Liegenschaftsmitarbeitenden in einer „Alternativen Bodenkonferenz“ veröffentlicht.

Rainer Scholz