Wiederbelebung des Hauses der Statistik - als Gegenpol zum kommerziell geprägten Alex

Der Senat hat das Haus der Statistik (HdS), das seit 2008 leer stand, gekauft. Dabei handelt es sich um vier Hochhäuser mit einer Fläche von 50.000 qm sowie abzureißende Flachbauten, aber auch Neubauten von 65.000 qm.  Die aufwendige Sanierung des großen Gebäudekomplexes an der Ecke Karl-Marx-Alle /Otto-Braun-Straße ist schon deshalb von besonderem Interesse, weil die Neugestaltung modellartig Kultur, Verwaltung, Bildung, Soziales und Wohnung miteinander verbinden soll.

Entstehen wird ein vernetztes Projekt zum kreativen und solidarischen Mitmachen, das einen richtungsweisenden Gegenpol zum nahen Alexanderplatz darstellen soll, dessen städtisches Leben durch den Kommerz stark mitgenommen ist. Im Januar unterzeichneten die am Projekt Beteiligten eine Kooperationsvereinbarung; danach wollen sie bis August 2018 verhandeln, wie die künftige Nutzungsmischung aussehen soll – auch organisatorisch und finanziell.

Beteiligt sind das Bezirksamt, die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), die Senatsbauverwaltung, die landeseigene Immobilienmanagement GmbH (BIM) und die Stadtentwicklungsgenossenschaft Zusammenkunft Berlin; sie wird die Initiativen unterstützen, die das HdS künftig nutzen wollen.

Ermöglicht hatte den Deal der Hauptstadtfinanzierungsvertrag, in dessen Rahmen Berlin das HdS 2017 vom Bund gekauft hatte, so Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen. Allerdings war dem ein Streit vorausgegangen. Der Bund nämlich wollte das Areal mal wieder meistbietend verkaufen und die Gebäude abreißen. Angeblich sei eine „Sanierung der Liegenschaft nicht wirtschaftlich“, verlautete die Schäuble-Truppe damals. Bekanntlich können aber Plattenbauten in Stahlskelettbau aus DDR-Zeiten vergleichsweise einfach wieder hergerichtet werden.

Das HdS wurde 1968 bis 1970 für die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR gebaut, nach der Wende von Bundesbehörden genutzt und 2008 leergezogen. 2015 wurde erwogen, es mit Flüchtlingen zu belegen.

Der Bundesrechnungshof hatte seinerzeit den langen Leerstand des Gebäudes in bester Innenstadtlage mit Recht kritisiert. Der Vandalismus hatte damals extrem zugenommen. Aus dem HdS war ein marodes Geisterhaus mit Fenstern ohne Scheiben und verwilderter Fassade geworden. In der Bevölkerung gab es dafür immer weniger Verständnis.

Rainer Scholz