Wohnst Du noch, oder packst Du schon?

Am 14. Mai lud DIE LINKE zur thematischen Fraktionssitzung in die Kulturkantine in der Saarbrücker Straße. Thema: Bezahlbare Mieten, Gentrifizierung, Sozialer Wohnungsbau. Der Referent, Stadtsoziologe Dr. Andrej Holm, zog rund 30 Teilnehmer an, die Hintergründe zum Berliner Mietenwahn erfahren wollten. Und dazu gibt es einiges zu sagen: Holm zeigte auf, wie sich die Gentrifizierung – er unterscheidet vier Phasen – durch die Berliner Innenstadtbezirke frißt – übrigens schon seit 1987.

Am 14. Mai lud DIE LINKE zur thematischen Fraktionssitzung in die Kulturkantine in der Saarbrücker Straße. Thema: Bezahlbare Mieten, Gentrifizierung, Sozialer Wohnungsbau. Der Referent, Stadtsoziologe Dr. Andrej Holm, zog rund 30 Teilnehmer an, die Hintergründe zum Berliner Mietenwahn erfahren wollten. Und dazu gibt es einiges zu sagen: Holm zeigte auf, wie sich die Gentrifizierung – er unterscheidet vier Phasen – durch die Berliner Innenstadtbezirke frißt – übrigens schon seit 1987. Damals noch harmlos, führte sie dazu, dass in Berlin etwa 2004 das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage an Wohnraum kippte. Inzwischen gibt es viel zu wenige Wohnungen für die Berliner Haushalte, in Kreuzberg etwa nur 85% der benötigten. Perfide außerdem: Ausgerechnet die billigen Wohnungen werfen nach einer Modernisierung durch die enorme Wertsteigerung die höchsten Renditen ab und sind so bevorzugte Anlageobjekte von Finanzspekulanten. An die wird in Deutschland seit 15 Jahren übrigens bevorzugt verkauft – weltweit einzigartig! Die enormen Mietsteigerungen verdrängen die Ärmeren an den Stadtrand. Eine vermittelnde Position ist praktisch unmöglich, da das Geschäftsmodell gerade auf der Verdrängung Finanzschwacher beruht. Die Politik muss sich also entscheiden. Die gegenwärtigen Instrumente zum Gegensteuern sind zu wenig, zu schwach und oft kontraproduktiv. Der Mieterschutz ist in der Theorie gut, läuft dank zahlreicher Ausnahmeregelungen in der Praxis jedoch fast immer ins Leere. Die Fragerunde brachte aber ein paar Anregungen: Den Königsweg gibt es nicht, doch eine Vielzahl an praktikablen Instrumenten. Hier kann man übrigens vom „roten Wien“ (1918-34) eine Menge lernen. Stichworte gefällig? Genossenschaftsförderung, Mietpreisstopp, Rekommunalisierung, Sozialer Wohnungsbau … u.v.m. Das Aufkommen immer neuer Mietervereinigungen, seit 2010 jährlich 25 neue, gibt immerhin zur Hoffnung Anlass. Leider ist der vereinzelte Protest bisher nicht vernetzt. Aber das kann sich ja noch ändern.

André Ullmann