Gedenken zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in Mitte

Dieses Jahr war das Gedenken geprägt vom Eindruck des Pogroms der Hamas in Israel und vom Krieg. In Mitte kam es in den vergangenen Wochen in diesem Zusammenhang zu antisemitischen Gewalttaten, Übergriffen und Anschlägen. Darum stand auf unseren Kränzen: „Nie wieder – Ihr Schutz ist unsere Pflicht“

Wir waren beim bezirklichen Gedenken in Berlin-Mitte bei allen Gedenkorten und der Aufführung im GRIPS-Theater dabei und haben mit dem DGB Mitte Stolpersteine geputzt. Und auch kommunalpolitisch beschäftigen wir uns mit dem Erinnern. Der Gedenkort Güterbahnhof Moabit soll aufgewertet und verstetigt werden. Vor wenigen Tagen hat das Bezirksamt Mitte eine Machbarkeitsstudie ausgeschrieben. Diesen Prozess werden wir in der BVV Mitte begleiten.

Bei der bezirklichen Gedenkveranstaltung am Deportationsgleis des Güterbahnhofs Moabit hielt die Kantorin der Synagogengemeinde Sukkat Schalom Esther Hirsch einen Redebeitrag. Sie erklärte, dass es neben Antisemitismus auch anti-muslimischen Rassismus und andere Diskriminierungsformen in unserer Gesellschaft gebe und dass es deshalb umso wichtiger sei, zusammen zu stehen. Davor sangen die Schüler*innen der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule Lieder und erinnerten an die Schicksale von Prof. Dr. Eugen Wolbe und Studienrat Moritz Arndt und ihrer Familien. Sie waren an der Vorgängerschule Lehrer bis sie aufgrund der antisemitischen Betätigungsverbote der Nazis ihre Anstellung verloren.

Vom Güterbahnhof Moabit wurden über 30.000 Menschen deportiert. Viele Juden und Jüd*innen wurden davor in der Synagoge in der Levetzowstraße eingesperrt und dann durch die Straßen Moabits getrieben. Die Synagoge überlebte die NS-Zeit, wurde aber in den 1950er Jahren nach einem Brand abgerissen, obwohl es keine strukturellen Schäden gab. Nach dem Abriss entstand dort ein Kinderspielplatz, der jetzt direkt neben dem Gedenkort mit Tafel und einem umgestalteten Güterwagon liegt. Hier fand eine Gedenkveranstaltung mit Schüler*innen des Französischen Gymnasiums statt.

Direkt auf der anderen Seite der Spree liegt der Siegmundshof. Hier gab es vor der Shoah ein starkes jüdisches Gemeindeleben und eine Synagoge der Gemeinde Adass Jisroel. Während der Gedenkveranstaltung an diesem Ort berichteten Schüler*innen vom Gymnasium Tiergarten von ihrer Erinnerungsarbeit.

Auch beim Jüdischen Krankenhaus in der Heinz-Galinski-Straße fand eine Gedenkveranstaltung statt. Bei dieser nahmen Schüler*innen des Lessing-Gymnasiums teil. Das Jüdische Krankenhaus hat eine lange Geschichte. Während der Shoah war es ein Sammellager, von dem aus Menschen in die KZs deportiert wurden. Gleichzeitig soll es auch ein Versteck für bis zu eintausend Untergetauchte gewesen sein, die hier bis zur Befreiung überlebten.