Hundert Jahre Novemberrevolution - Das Marinehaus an der Spree und seine Wiederbelebung

Was passiert eigentlich, wenn die selbst ernannten Eliten eines Landes vollständig reformunwillig sind, einen Krieg vom Ausmaß des Ersten Weltkriegs anzetteln und in dessen Endphase die Hochseeflotte trotz bereits feststehender Kriegsniederlage unbedingt noch als Kanonenfutter an die britische Royal Navy entsenden wollen?

Die Novemberrevolution vor hundert Jahren führte in der Endphase des Ersten Weltkriegs zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich und zu dessen Umwandlung in eine parlamentarische Republik. Über die Parlamentarisierung hinausgehende, von rätedemokratischen Ideen geleitete Ziele des linken Flügels der Revolutionäre scheiterten am Widerstand der SPD-Führung. Aus Furcht vor einem Bürgerkrieg wollte sie – wie auch die bürgerlichen Parteien – die alten kaiserlichen Eliten nicht vollständig entmachten, sondern sie mit den neuen demokratischen Verhältnissen versöhnen. Dazu ging sie ein Bündnis mit der Obersten Heeresleitung ein und ließ im Januar 1919 den sogenannten Spartakusaufstand gewaltsam niederschlagen, unter anderem mit Hilfe irregulärer, rechtsgerichteter Freikorpstruppen.

Das Marinehaus an der Ecke Märkisches Ufer / Am Köllnischen Park  -  als Sitz der alten Schifffahrts-Behörde entstanden  -  beherbergte 1918/19 den Stab der Volksmarinedivision, deren bewaffnete Formationen  von Januar bis März 1919 an der Seite der revolutionären Arbeiter und Soldaten kämpften. Während der Märzkämpfe wurde das Marinehaus dann von den gegnerischen Truppen besetzt und die Volksmarinedivision aufgelöst.

In der Folge wechselte das Marinehaus mehrmals den Besitzer. Die Berliner Landesversicherung  als neuer Eigentümer ließ es in den 1920-er Jahren zum Bürogebäude umbauen. Im ehemaligen Festsaal wurden zu diesem Zweck zwei Zwischendecken eingezogen.  Im Jahr 1993 hat das Land Berlin das damals leer stehende Haus gekauft.  Es sollte als Erweiterungsbau an das Märkische Museum angeschlossen werden. Nach einem weiteren gescheiterten Umnutzungsprojekt wurde schließlich im September 2017 eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, die den Weg zur Wiederbelebung des traditionsreichen Gebäudes ebnet. Mit dem Märkischen Museum wird es künftig den Kern eines Museums- und Kreativquartiers am Köllnischen Park bilden. Dabei wird das Marinehaus als Zentrum musealer, kultureller und gesellschaftlicher Aktivitäten die vielfältigen Angebote des Märkischen Museums ergänzen und erweitern. Die Herrichtung des ehemaligen Saalbaus des Marinehauses ist Gegenstand eines Planungswettbewerbs, für den im November 2018 eine Preisverleihung vorgesehen ist.

Rainer Scholz