Bullshit oder Nonkonform?! Herausforderungen für Subkultur in Berlin-Mitte

Berlin hat kein Zentrum. Die Stadt hat mehrere. Und doch gibt es so etwas wie das Herz der Metropole, wo die antiken Bauten, historischen Plätze und politischen Organisationen sich befinden – Berlin-Mitte. Doch welcher Berliner, welche Berlinerin, die nicht dort wohnt oder arbeitet, ´erlebt` diese Mitte für sich? Nicht wenige behaupten, Berlins Mitte sei für sie oder ihn gestorben, habe als Lebensbereich nie existiert. Zu viel Tourismus, Kommerz, Fassade, zu wenig Charakter.

 

Und natürlich ist Berlins Mitte, wie in jeder anderen Großstadt, zum Hauptspielplatz des Kapitals geworden. Stichwort Gentrifikation, jeder kennt das inzwischen. Kiezkultur und nachbarschaftliche Netzwerke werden zurück gedrängt und aufgelöst. Zugunsten kommerzieller Angebote ausgewechselt. Exemplarisch für Mittes Gegenkultur stand seit 1990 das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße, welches 2012 nach jahrelangem Kampf final geräumt und abgewickelt worden ist und seither seiner Investitionsverwendung harrt. Ein Los, welches sich an vielen Stellen wiederholt.

 

Doch es gibt sie auch noch heute, die Freiräume für Renitenz und Subkultur in Berlins Mitte, in denen es um mehr als Prestige & Knete geht: Um Kunst, Kultur, politisches Engagement und um eine offene und solidarische Stadt. Zum Beispiel in den Hackeschen Höfen, im Naherholung Sternchen, in der Kulturfabrik Moabit, im Schokoladen und Ackerstadt Palast, um nur einige zu nennen.

 

Und manchmal gibt es obendrein auch eine Erfolgsgeschichte zu berichten: Das BAIZ, ebenfalls feste Institution der alternativen Club- und Kneipenszene von Berlins Innenstadt,  hat durch glückliche Umstände neue Räume in unmittelbarer Nähe der bisherigen Adresse gefunden. In der Schönhauser Allee/Ecke Wörther Straße wird demnächst das Programm weiter geführt, welches in der Vergangenheit durch Vertragskündigung und Räumung bedroht gewesen ist: „Kein Bex, kein Latte, kein Bullshit“, sondern bunt und fair in und für Berlins Mitte.

 

Andreas Wiebel