Das Haus ist weg

Erst sah es aus, als würde das Haus renoviert, rekonstruiert, mit Dachgeschoss versehen und verkauft. Stattdessen wurde es kleiner. Jetzt ist es weg. Sophienstraße 23 ist eine Lücke mit Bauschrott, das Grün winkt aus der Gipsstraße. Hier wird gebaut, meinen Passanten, aber wer oder was, das wissen auch die italienischen Bauarbeiter nicht. Da geht's dem großen eingerüsteten gelben Haus am Koppenplatz vergleichsweise blendend. Rundum betreut, bebaut, beräumt, beschützt und beputzt heißt es, der neue Besitzer werde mit Patchworkgroßfamilie einziehen, und beim Bäcker munkelte wer über eine Bildergalerie der Gemahlin. Vielleicht wird das niedrige Hintergehäuse öffentliches Museum? Neugier gehört zum Kiez. Eine Tatsache ist, dass in der Torstraße 159 ein Vegetarian Café Bistro mit dem programmatischem Namen Shiloh feinste koschere Hausfrauenkost anbietet. Die Bibel berichtet, dass Shiloh, später zerstört, der Ort sei, an dem weiland die aus Ägypten geflohenen Juden im Stiftszelt beteten, bis der Tempel in Jerusalem errichtet war. Ein Gleichnis für Berlin, das damit ein großartig kleines Bistro mit Büchern auf English und Hebräisch gewonnen hat. Keren aus Israel hat sich im Berliner Cateringbusiness schon einen Namen gemacht, am Schabbat ist geschlossen. Mir erzählte ein Rabbiner vom Wunder dieser Küche, die Nachbarschaft und junge Berliner Israelis haben es selbst entdeckt. Der berühmte NEW YORKER hatte gerade getitelt: SO LONG, ISRAEL, HELLO BERLIN! Das wissen Touristen. Ergänzend ist zu vermelden, dass der verkramte kosher life-Laden aus der Fehrbelliner sich in der Brunnen- / Ecke Ackerstraße zum koscheren Supermarkt gewandelt hat. Am Schabbat geschlossen.

Auch Mittes Gaststuben verändern sich. Neu die kantine deluxe in der Spandauer- und das Streetfood auf Thai in der Ackerstraße, neu wird am Litfass-Platz eine Grill-Academy sein. Das Kaffee Burger trägt nun in Leuchtschrift den Namen New CCCP.  So macht der Sommer auch auf Altdeutsche Laune, zeitgemäß nennt man es cool, wenn sich Menschentrauben auf öffentlichen Spiel- , Sport- und Ruheplätzen, Grünanlagen und Parks räkeln. Berlin ist im Aufwind. Dafür sorgt vor allem die Generation Y, why gesprochen, und das heißt bekanntlich warum.