Das Theater im Monbijou Park lebt

"Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, // Und jedermann erwartet sich ein Fest", so heißt es im Vorspiel Auf dem Theater in Goethes Faust I. Und so lässt sich vielleicht die Aufbruch­stimmung im Monbijoupark beschreiben, wo jetzt nach langen Diskussionen einer der ungewöhnlichsten Theaterstandorte Berlins gerettet ist. Die Tanzbühne am Spreeufer steht bereits, am Amphitheater vor dem Bunker der ehe­maligen Charité-Kinderklinik wird gebaut und die Proben für die ersten Vorstellungen ab 8. Juni laufen.

Um die drohende Schließung abzuwenden, verabredeten Ensemble, Politik und Verwaltung die Schaffung einer neuen Betreiberstruktur auf gemeinnütziger Grundlage. Von jetzt an machen Mitarbeiter das Theater selber. Aus dem Ensemble heraus wurde die gemeinnützige Gesellschaft „Theater an der Museumsinsel“ gegründet. Nicht alles bleibt wie es war, aber die meisten Schauspielerinnen und Schauspieler der neuen Saison sind bekannte Gesichter, genauso wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter den Kulissen seit vielen Jahren bestens vertraut sind mit dem Ort. Gesellschafter sind der langjährige Ausstattungs­leiter und Bühnenbildner David Regehr, der Regisseur und Dramaturg Maurici Farré und der Schauspieler Matthias Horn. Zusätzlich wird ein dreiköpfiger Beirat einge­richtet.

Kern des Bühnenprogramms im Monbijoupark bleibt die Verwirklichung des Konzeptes eines neuen Volks­theaters, das Werke von Shakespeare, Goldoni, Schiller und Goethe von allen Korsagen befreit und wieder raus aus den bildungs­bürgerlichen „Höfen“ auf die Straße bringt. Das Programm 2019 ist einem besonderen Berliner „Faust“-Jubiläum ge­widmet: Vor 200 Jahren, am 24. Mai 1819, wurde im Schloss Mon­bijou erstmals eine Theateraufführung mit Szenen aus Johann Wolfgang von Goethes Faust gezeigt, zehn Jahre vor der eigent­lichen Urauf­führung in Braun­schweig. Das nehmen Regisseur Maurici Farré und sein Ensemble zum Anlass, sich in Faust – Schönheit, Liebe, Arbeit zum zweiten Mal nach 2017 mit dem schier uner­schöpflichen Reichtum des Faust-Materials zu be­schäftigen (ab 8. Juni). Eine Neu­inszenierung von Goethes Die Vögel (nach Aristophanes) kommt am 29. Juni heraus. Und für die jüngeren Zuschauer­*innen wird ein Faust für Kinder als Puppenspiel er­arbeitet (Premiere am 22. Juni).

Das Monbijou-Areal im Herzen Berlins hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Ab Anfang des 19. Jahrhunderts rückt das Schloss Monbijou durch den Auf- und Ausbau der Museums­insel als das größte Kunst- und Kulturareal Preußens von der Peripherie einer Sommer­residenz ins kulturelle Zentrum der preußischen Hauptstadt. Im zweiten Welt­krieg wird das Schloss Monbijou und sein Garten durch Bomben zerstört. Die Schloss­ruine wird 1959 abgerissen. Für kulturelle Veranstaltungen gibt es lange Zeit keinen Raum mehr. Um die Jahrtausendwende spielt das erste Mal eine Gruppe freier Schau­spieler unter freiem Himmel Stücke von Shakespeare. Was anfangs klein anfing, ent­wickelt sich zu einem einzigartigen Theater im Monbijoupark.

Sven Diedrich

Mehr Informationen sowie Tickets unter www.theater-museumsinsel.de