Er schuf Freiraum in Berlin: Nachruf auf Hubert Matthes

Am 22. März hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert, doch Hubert Matthes, einer der bedeutendsten Landschaftsarchitekten der DDR, verstarb bereits am 21. Dezember. In seinem langen und ereignisreichen Leben prägte er nachhaltig das Gesicht Berlins.

Geboren am 1929 in Söllichau, studierte Matthes nach dem Krieg Gartenbautechnik in Pillnitz. In den 1950er Jahren war er bei dem großen Reinhold Lingner an der Deutschen Bauakademie tätig, wo er u. a. den Park am Amtssitz des Präsidenten der DDR am Schloss Schönhausen projektierte. Als Mitglied des Kollektivs Buchenwald gestaltete er die KZ-Gedenkstätten in Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen mit. Von 1962 bis 1977 leitete Matthes die Freiflächenplanung im VEB Berlin-Projekt (später VEB Ingenieurhochbau Berlin). Hier arbeitete er an zahlreichen interdisziplinären Projekten mit: u. a. die Gestaltung des Platzes der Akademie (heute Gendarmenmarkt) und des Alexanderplatzes, die Freiflächen unter dem Fernsehturm und diverse neugebaute Wohngebiete. Insbesondere am Fernsehturm zeigte sich Matthes‘ Können in der Verbindung von großräumigen Freiflächen mit kleinen, gärtnerisch ansprechenden Rückzugsräumen, sowie in der Verwendung des Themas Wasser (mit dem Neptunbrunnen und den Wasserkaskaden am Fernsehturm) als Verbindung zum nahegelegenen Spreeufer.

Ab 1978 leitete Matthes drei Jahre die Abteilung Freiraumgestaltung im Büro für Städtebau der Stadt Berlin. Ende der 1970er Jahre folgte er dem Ruf an die Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, wo er an der Ausbildung zahlreicher Architekten und Stadtplaner mitwirkte. Nach seiner Emeritierung 1992 arbeitete er selbständig weiter, bis er sich 1998 aus dem Berufsleben zurückzog und in Berlin-Biesdorf lebte.

Nach dem Ende der DDR musste Matthes erleben, wie das von ihm mitgeplante Ensemble des Alexanderplatzes nach und nach durch eine konzeptionslose Neuplanung unkenntlich gemacht wurde. Ein anderes großes Werk, der Rosengarten im Treptower Park, wurde dagegen in den letzten Jahren mit Matthes‘ Beratung rekonstruiert, wobei auch eine 1968 aus Kostengründen nicht realisierte Aussichtsterrasse am Spreeufer errichtet wurde. Die freiraumplanerische Weiterentwicklung des Gebiets am Fernsehturm, die 2015 nach einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess vom Abgeordnetenhaus beschlossen wurden, wird aktuell im Rahmen der „Stadtwerkstadt Berliner Mitte“ konkret ausgeformt.

Markus Wollina