Fußlahme und falsche Freunde: Der Namensstreit im Afrikanischen Viertel

Fröhlich will die CDU in der nächsten Runde des Umbenennungsverfahrens im Afrikanischen Viertel erneut ihren billigen Rosstäuschertrick anwenden, indem sie die Änderung der Straßennamen durch schlichte Umwidmung auf eine andere Person scheinbar unnötig macht. Diese andere Person heißt dann zwar genauso, ist aber eben jemand anderes gewesen  -  was jedoch die meisten nicht wissen.

Vor einigen Jahren hatte die CDU dieses Spielchen schon mal bei der Petersallee probiert, die an den Afrikaforscher und Kolonialisten Carl Peters erinnert, der als Rassist bekannt war und wegen offener Gewalt gegen Indigene den Beinamen "Hänge-Peters" trug. Letztlich aber war diese Umwidmung weder rechtswirksam noch in der Bevölkerung bekannt geworden.

Die BVV hatte beschlossen, die Straßen wegen ihrer problematischen Namensgeber umzubenennen und Gutachtende der einzelnen Bezirksfraktionen haben ihre Empfehlungen für neue Straßennamen öffentlich vorgestellt. Die Experten sollten aus 196 Namensvorschlägen je drei Personen auswählen, die als neue Namensgeber*innen für die Petersallee, die Lüderitzstraße („Lügenfritz“) und den Nachtigalplatz (Kolonialkommissar Gustav Nachtigal) in Frage kämen, so Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne);  dabei sollten insbesondere Frauen der Befreiungs- und Emanzipationsbewegung gewürdigt werden.


Die CDU-Fraktion, die schon bisher gegen die Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel war, hat keinen Gutachter bestellt.  Zusätzlich leistete sie sich die Peinlichkeit, sich ausgerechnet von der AfD-Fraktion darin bestärken zu lassen, dass die Namen Lüderitzstraße und Nachtigalplatz erhalten bleiben müssten. Begründung: Das soll einen kritischen und reflektierenden Umgang mit dem historischen Erbe ermöglichen!

In Wedding selbst engagiert sich auch die Initiative Pro Afrikanisches Viertel (IPAV) -  nicht für die Umbenennung, sondern für die Umwidmung der Straßennamen. Allerdings wird ihre Repräsentativität gegenüber der Gesamtzahl der Bevölkerung im Afrikanischen Viertel überschätzt. Und das „Pro“ bezieht sich wohl eher auf das Interesse einiger Gewerbetreibender, angeblich übergroße Kosten für Adressenänderungen einzusparen als auf die ausreichend späte Einsicht einer bitter notwendigen Änderung.

Das Bündnis „Decolonize Berlin“ sprach sich – ähnlich wie die Linksfraktion - dafür aus, die Straßen im Afrikanischen Viertel endlich umzubenennen. Berlin könne damit beweisen, „dass es seiner kolonialhistorischen Verantwortung gegenüber allen betroffenen Ländern gerecht werden will“. Der Kulturausschuss in Mitte wird sich nun auf drei Namen einigen, am 19. April könnte die Bezirksverordnetenversammlung dann einen Beschluss fassen. Die Umbenennung selbst wird frühestens Ende des Jahres geschehen; sollte es Klagen geben, kann es aber auch noch zwei Jahre oder sogar länger dauern.

Rainer Scholz