Gerhard Hiller - Voller Optimismus und guter Laune 100 Jahre alt

"Immer Optimist und neugierig bleiben und sich nicht unterkriegen lassen" ist Gerhard Hillers Lebensprinzip - und das noch zu seinem 100. Geburtstag am 8. Mai. "Dieser Grundsatz hat mir immer geholfen, in guten wie in schlechten Zeiten", betont er schmunzelnd. "Und so habe ich es als Arbeiterkind geschafft, Prof. Dr. der politischen Ökonomie zu werden".

1919 in Magdeburg als Sohn eines Mechanikers geboren, wuchs er im thüringischen Zella-Mehlis auf. 

Aus der Realschule wurde der neunjährige Gerhard geworfen, weil er ein Roter Jungpionier war. 1933 beging er heimlich die Jugendweihe. Stolz zeigt er Fotos von seiner vom Hitlerfaschismus verbotenen Roten Sportgruppe. Selbst in den Schützengräben des verhassten Krieges in Polen, Estland und vor Leningrad macht er seinen Kameraden Mut zum Überleben. "Der Hiller kennt immer einen Witz", sagte man damals.

Aus dem Krieg zurückgekehrt trat er sofort in die KPD ein, die sich bald im Osten Deutschlands mit der SPD vereinte, wurde Mitglied des Antifaschistischen Jugendausschusses. Dessen thüringischer Landesvorsitzender, der Kommunist und Journalist Kurt Goldstein, bis 1978 Intendant des Deutschlandsenders und der Stimme der DDR, erkannte seine Fähigkeiten und sorgte für ein Stipendium der Volkswirtschaft an der Jenaer Universität. Im Abendstudium holte er parallel das Abitur nach. 1949, im Gründungsjahr der DDR, geht er als Diplom-Volkswirtschaftler zur Verwaltungsakademie in Forst Zinna und danach nach Potsdam zur Akademie für Staats-und Rechtswissenschaften. "Zu unseren Absolventen gehörten Politiker, Diplomaten, sogar der DDR-Botschafter in Washington und prominente Journalisten", betont er. Sein Wissen und seine Erfahrungen vermittelt er auch am Institut und der späteren Akademie für Gesellschaftswissenschaften unter der Leitung des prädestinierten Rektors Otto Reinhold sowie an der Parteihochschule der SED.

"Am liebsten war ich bei den Studenten in den Seminaren", erinnert er sich gern. Er schreibt Bücher, eines über die Lage der Arbeiterklasse im Kapitalismus wird sogar ins Russische und Tschechische übersetzt. Keine Versammlung seiner Basisgruppe 409 der LINKEN in der Mollstraße, in der er viele Jahre mit seiner Frau und drei Kindern wohnte, versäumt Gerhard Hiller. Im Seniorenheim "Domicil" am Weidenweg ist er als einer der Ältesten der Vorsitzende des Bewohnerbeirates für die 180 Insassen. "Wenn ich meine Mitbewohner zum Lächeln bringen kann, macht mich das glücklich", sagt er. Täglich liest er das "Neue Deutschland". An seinem kleinen Schreibtisch schreibt er Aphorismen und Anekdoten aus seinem reichen Leben.

Worüber würde er sich zu seinem 100. Geburtstag besonders freuen? "Über einen deftigen Berliner Zwiebelbraten und eine Stulle mit frischem Hackepeter", antwortet er prompt. Er hat noch so viele Ideen für weitere Jahre nach der 100. Unser herzlicher Glückwunsch zu einem so reichen und wertvollen Leben!

Matthias Herold