Gregor von der Wall engagiert für grüne Oase in Mitte

Eigentlich ist Gregor von der Wall ein waschechter Großstädter, in der Charité geboren, in Berlin-Mitte aufgewachsen. Er aber liebt Grün, die Natur, hat offenbar Gene seines Opas, einem ehemaligen Biologie- und Chemielehrer, und dem anderen, einem Jäger mit einem großen Garten bei Templin, bei dem Gregor mit seinem Bruder häufig die Ferien verbrachte. An der Humboldt-Universität studierte der heute 29-jährige Geographie, weil er sich für die Erde im doppelten Sinne interessiert - für unseren Planeten wie für dessen Boden mit seiner Vegetation. "Und weil mir dessen Nachhaltigkeit so wichtig ist, schrieb ich danach an der Universität Greifswald meine Masterarbeit zu 'Problembewältigungsstrategien von Gemeinschaftsgärten' ", betont er.

Nun hat er den idealen Arbeitsplatz gefunden: im Naturpark Nuthe-Nieplitz bei Trebbin beim Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V. "Inmitten von Feuchtwiesen, Biotopen, wo Kraniche und Graugänse einen Rastplatz finden, und einem Gehege mit Rot-, Dam- und Muffelwild kann ich meine Kenntnisse in der Umweltbildung, im Eventmanagement und Service praktisch einbringen", sagt er zufrieden. 

Für seine Freizeit in Berlin war der leidenschaftliche Naturfreund vor drei Jahren auf der Suche nach einer grünen Oase inmitten des Häusermeeres. 2015 entwickelte er mit weiteren sechs Interessenten Ideen und fand über seine ehemalige Klassenlehrerin und heutige Leiterin des Max-Planck-Gymnasiums in der Singerstraße in dessen Schulgarten eine seit Jahren ungenutzte 700 Quadratmeter große Fläche mit einem Wäldchen nebenan. "Unser buntes Team - darunter eine rumänische Landschaftsarchitektin sowie Öko- und Permakulturfans aus Frankreich, England und Bolivien, aber auch Familien mit Kindern und Einzelpersonen zwischen 20 und 80  aus dem Wohngebiet - legte einen Nachbarschafts- und Kiezgarten mit Gemeinschaftsbeeten für jedermann und Individualbeeten an", berichtet Gregor von der Wall. Der Boden wurde für die gärtnerische Nutzung vorbereitet, eine Hütte für die Geräte und zum Unterstellen gebaut, Hochbeete errichtet, ein Komposthaufen für die Düngung ohne Chemie angelegt. Ein benachbarter Imker stellte Bienenstöcke auf. "Viele Vögel singen in unserem Garten, aber wir bekommen auch Besuch von Kaninchen, Eichhörnchen und sogar von einem Fuchs - und das zwischen Schule, Kindergarten und den hohen Wohnblöcken".

Zum Erntedankfest am 30. September konnten die Hobbygärtner eine gute Bilanz ziehen: so viele unterschiedliche Arten an Gemüse wie Tomaten, Gurken, Zucchinis, Salaten, Kohlrabis, Kürbissen aber auch Kräutern und Blumen wie 2017 wurden noch nie geerntet. "Vor allem sind wir stolz, dass wir bald erstmalig auf der neuen Berliner Gartenkarte verzeichnet sind. Insgesamt konnten wir schon einen Umweltpreis des Bezirksamtes Mitte erringen, waren erfolgreich bei Ausschreibungen und Wettbewerben, unter anderem bei der Grünen Liga für unsere innovativen Ideen und Konzepte für urbanes Gärtnern in Kooperation mit einer Schule". 

Der Garten in der Singerstraße liegt im Winterschlaf. "Wir schlafen nicht, denken über seine Weiterentwicklung nach, wie wir mehr Mitmacher gewinnen können", erklärt der aktive Geograph. "Interessierte finden uns bei Facebook unter 'Max Pflanzen'." 

Matthias Herold