Hallo! Wir sind die Neuen ...

Sehr einladend wirbt dieser Satz in kunstvoll ausgeschnittener Buchstabenreihe auf dem großen Schaufenster. Gab es hier die Perlen oder nebenan, wo jetzt der ganze Laden verkauft wird? In der Auguststraße am Gipsdreieck wird ab April Regionales gegessen und verkauft. Auch Tischschmuck. Holzstühle und Regale sind schon da. VON UND ZU TISCHE berlin, so stehts an der Tür. Das passt zu Galerien und Restaurationen wie Simons, Milchhalle, Hackbarth's oder Unterm Sternenhimmel. Garlipp ist hier der einzige Feinkostladen, schräg gegenüber den Neuen betreibt der Sternenhimmel erfolgreich seine Mozzarella-Bar. Geschäfte kommen und gehen, Anwohnerbedürfnisse ändern sich. Etwa 7.200 Menschen sollen in der Spandauer Vorstadt wohnen, keine Kaufkraft für Lidl, Aldi, Norma usw. Den schäbigen kleinen Läden namens Edeka bin ich dankbar für die reine Existenz. Die Ackerhalle gehört Rewe, hier lässt sich jetzt auch mit Payback-Karte von Galeria Alexanderplatz Punkte sammeln.

Entlang der steinernen Ödnis des Alexanderplatzes spaziere ich zum Bürgeramt Karl-Marx-Allee. Der hellblaue Kachelcharme war schon am Hotel Berolina keine Augenweide. Zugig ist es, zu weitläufig, nichts fürs Auge, menschenleer. In der Auguststraße füllen sich mittags Kaffee- und Speisestuben, im Bürgeramtsparterre kann man auch essen, ansonsten gehts schweigsam zu. Habe ich den Brief zur Onlinefunktion des Personaldokuments erhalten? Vor- und Nachteile kann mir die Ausgabefrau nicht erklären, dafür werde sie nicht bezahlt. Sie ist nicht unfreundlich, es ist mein Problem, dass ich den Brief nicht verstehe.

Zurück am Alexanderplatz schleicht die Straßenbahn an mobilen Bratwurstmännern, mehrsprachig Bettelnden, eiligen Fußgängern, stumm Wartenden und sonderbaren Stadtstreichern vorbei. Richtung Nord sind hinterm Haus des Reisens Parkplatzbäume gefällt, es steht ein Bauzaun, auf östlicher Seite sind Abriss und Bauen absehbar. Keine Hochhäuser sind nicht mein Thema, doch gegen die öde Bauvergangenheit wünsche ich mir beseeltere, sprich fussgängerfreundliche Verdichtungen, egal, wessen aktuelle Sichtachse davon begrenzt wird.