Imam Abdallah Hajjirs emsiges soziales Engagement in Moabit

Hätten Sie das gedacht, dass der Imam der islamischen Gemeinde in der Moschee in Moabit von Beruf Diplom-Bauingenieur ist und als Bauleiter und Kalkulator mindestens 150 Häuser in Berlin, Potsdam, Bernau und Oranienburg mit errichtet hat?

Jeden Freitag ist Abdallah Hajjir der Prediger für die Muslime im "Haus der Weisheit" in der Rathenower Straße. Die Qualifikation dafür hatte er sich unter anderem in Seminaren an der Kairoer Universität geholt. An allen anderen Tagen werden in den Räumen des Gebetshauses Familien beraten, wird diskutiert, Deutsch und Arabisch gelernt, islamische Musik gespielt und hin und wieder gefeiert.

Der gebürtige Jordanier, der 1978 nach Berlin kam, ist der emsige Leiter des deutsch-arabischen Kulturvereins, der sich die Integration der Religionen und Kulturen in Berlin zum Ziel gemacht hat. Eine beeindruckende Alternative zum Bauberuf, in dem er arbeitslos wurde.

Spricht der Sohn eines Tischlers im damaligen Ramallah von seinen vielen Aufgaben, kann man kaum glauben, dass er diese alle in eine Reihe bekommt. Als ausgebildeter Mediator hilft er Nachbarschafts-, Familien- und Ehekonflikte zu klären. Speziell an Schulen des Kiezes spricht er als erfahrener Sozialarbeiter mit Schülern, Lehrern und Eltern. Am Menzel-Gymnasium gibt er Mathematik-Förderunterricht. "Rechnen war für mich von kleinauf die stärkste Strecke", erklärt er. "So konnte ich schon manchem Schüler die Versetzung retten". Unter seiner Anleitung geben rund 15 ehrenamtliche Mitarbeiter Nachhilfeunterricht, organisieren Sprachkurse für Deutsch, begleiten Hilfesuchende zu Behörden.
           
               -- Wenn man will, geht alles, man muss nur wollen --

 "Mit 56 Jahren bin ich jetzt noch Student im letzten Semester des Studienganges Soziale Arbeit und Pädagogik an der Alice-Salomon-Hochschule und dort zusätzlich Lehrbeauftragter für Arabisch", sagt er schmunzelnd. Als sei das alles noch nicht ausreichend, leitet er auch noch an den Samstagen und Sonntagen eine Arabisch-Sprachschule für 150 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 

"Ich kann auf das soziale Engagement nicht verzichten", unterstreicht er und fügt selbstbewusst hinzu: "Die anderen können auf mein Engagement aber auch nicht verzichten". Im Moment jedoch gehört seine Vorliebe dem Schreiben. "Ich will mein erstes Buch zum Arbeitsthema 'Lücken und Brücken der Religion' herausgeben, darin meine wirklich reichen Erfahrungen bei der interreligiösen und interkulturellen Völkerverständigung darlegen". Auch plant er noch, seine spannende Biografie festzuhalten. "Wenn man will, geht alles, man muss nur wollen" lautet der Leitspruch des Vaters von zwei Mädchen und drei Jungen. Imam Abdallah Hajjir will noch viel erreichen - viel Erfolg dabei!

Matthias Herold