JVS Moabit endgültig gerettet? Auch Reinhard Nake hat dafür gekämpft

Dass mit der mehrheitlichen Annahme des Antrags der Fraktion DIE LINKE in der Bezirksverordnetenversammlung am 17. März - ohne SPD - die Jugendverkehrsschule (JVS) in Moabit vorerst gerettet wurde, stimmt Reinhard Nake optimistisch. "Nun muss die Wischiwaschi-Vorgabe der Grünen und der SPD, die Bremer Straße in einen 'frei zugänglichen Verkehrsgarten ohne Zäune' mit 'Wohnpotentialen' zu entwickeln, vom Tisch", verlangt der 74-jährige Diplom-Ingenieur. "Dann wäre unser Ringen seit 2014 gegen eine Schließung ein voller Erfolg".

 Damals hatte das Bezirksamt unter Federführung von Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) ein Konzept zur "Nachnutzung" des Verkehrsübungsgeländes beschlossen. Mitte müsse sparen, war das Argument. Die Grünanlage mit 41 Bäumen inmitten eines hochverdichteten und klimatisch belasteten Stadtgebietes sollte Wohnungsbau weichen. "Dabei wurde die BVV total übergangen, von einer Einbindung der Kinder, ihrer Eltern, der Stadtteilvertreter und Verkehrserzieher ganz zu schweigen", empört sich Reinhard Nake. Zusammen mit seiner Ehefrau, Bürgerinitiativen und der Arbeitsgruppe Jugendverkehrsschule der Stadtteilvertretung Moabit-West legte der Architekt, Stadtplaner und Ökologe vielfach sein Veto ein. 

Appell, Petition, Unterschriften, Demo gegen Schließung

 In einem Appell und mit einer Online-Petition rief er mit seinen Mitstreitern Mittes Bürgermeister Hanke, die Schulstadträtin Smentek und den Baustadtrat auf, den Schließungsbeschluss umgehend zurückzunehmen. Sie organisierten eine vielbeachtete Unterschriftensammlung und eine Demonstration durch den Kiez, die unter anderem von der Landesverkehrswacht unterstützt wurden. In einem Schaukasten vor dem Rathaus Tiergarten belegten sie überzeugend ihr Pro für die JVS. Reinhard Nake nennt sich selbst den "Arbeiter" unter den Aktiven. "Meine Kenntnisse und Erfahrungen halfen mir dabei, die Behauptungen Contra zu hinterfragen." Seine Erkundungen ergaben geringere Ausmaße der Fläche und weniger Sanierungs- und Betriebskosten, auch, dass statt nur drei mindestens 14 Schulen und Kitas rundum an der Nutzung der Verkehrsschule interessiert sind. "Wir haben vorgeschlagen, die Oase inmitten des Häusermeeres zukünftig ebenso nachmittags und an den Wochenenden zu öffnen. Gerade jetzt könnten hier zusammen mit den Moabiter Mädchen und Jungen auch Flüchtlingskinder die Möglichkeit zum Fahrradfahren, Erlernen der Verkehrsregeln und zur Integration erhalten".

Reinhard Nake wohnt seit über zehn Jahren unweit der Bremer Straße. Aufgewachsen in Sachsen, hatte er an der Berliner TU studiert und unter anderem den Bau einer Großsiedlung in Staaken mit geleitet. Berufliche Stationen des aus einer religiösen Familie kommenden bekennenden Pazifisten waren Karlsruhe, Bonn und Würzburg. "Jetzt hoffe ich, dass die Jugendverkehrsschule mit Sicherheit bleibt, saniert und verbessert wird. Das Kräfteverhältnis in der neuen BVV nach den Wahlen im September wird den Ausschlag geben".  

Matthias Herold