KRIEG DEM KRIEGE - Das Anti-Kriegs-Museum in der Brüsseler Straße

Das Antikriegsmuseum wurde 1923 von Ernst Friedrich zunächst in der Parochialstraße in Mitte gegründet. Friedrich hatte eine antimilitaristische Zeitschrift herausgegeben und war mit Erich Mühsam bekannt. 1924 erschien sein Buch “Krieg dem Kriege!“. Es wurde in über 50 Sprachen übersetzt. 1933 wurde das Museum durch die Nazis zerstört und zu einem „Sturmlokal“ gemacht, in dem sich eine der berüchtigtsten Folterkammern Berlins befand.

Am 15. Todestag des Museumsgründers, dem 2.Mai 1982, wurde das Museum in Berlin wiedergegründet. Vorübergehend befand es sich in Kreuzberg am Hebbel-Theater und seit Oktober 1984 im Wedding in der Brüsseler Straße 21.

Mit Tommy Spree, dem Leiter des heutigen Antikriegsmuseums und Enkel von Ernst Friedrich, sprach unsere Redaktion.

  • Anlässlich des 100. Jahrestages des 1. Weltkriegs haben Sie in der Peace Gallery des Antikriegsmuseums eine Foto-Ausstellung „Krieg dem Kriege“ eingerichtet. Welche Ziele verbinden Sie damit?


  • T.S.: Die Menschen vergessen viel zu schnell und neigen dazu, Fehler - selbst katastrophale - zu wiederholen. Informationen, gut gestaltete Kunstaktionen, Ausstellungen, die politisch Stellung nehmen, können helfen, sich dem Trend des Vergessens entgegenzustellen. Schon Ernst Friedrich hat sich um diese Erinnerungsarbeit zusammen mit Käthe Kollwitz („Nie wieder Krieg“) und Otto Dix im ersten Antikriegsmuseum mit all seinen Kräften bemüht.


  • Müssten nicht gerade junge Leute mit den Gefahren ungebremster Aufrüstung und mangelnder Friedensbereitschaft bekanntgemacht werden?


  • T.S.: Wir haben sehr häufig Besuch von Schülern und gestalten dann unser Programm entsprechend. Besonders häufig hatten wir übrigens Besuche des 1.Treptower Gymnasiums; das hat sogar zu dem Wunsch geführt, die Schule „Ernst-Friedrich-Gymnasium“ zu nennen. Bei der im großen Rahmen angelegten Feier in der Wuhlheide fanden die Anti-Kriegs-Lieder von Peter Siche großen Anklang.


  • Beeindruckend in den Ausstellungsräumen sind nicht nur die über die Zeit geretteten Ausstellungsstücke aus dem Museum des Ernst Friedrich und zahlreiche Exponate aus den beiden Weltkriegen, sondern der noch original vorhandene Luftschutzkeller, der 1942 bis 45 genutzt wurde.


  • T.S.: Wir haben dort Ausstellungsstücke verwendet, die die verhängnisvolle Logik der Kriege deutlich machen, wie z.B. die „Volksgasmaske“ oder das „Kindergasschutzbett“.

Die Foto - Ausstellung „Krieg dem Kriege“ wird bis zum 1.3.2015 täglich 16 bis 20 Uhr gezeigt.

Rainer Scholz