Modernisierungsmaßnahmen im Sprengelkiez nach Mieterprotesten gestoppt

Die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen in der Sprengelstraße 45 und 46 im Wedding sind von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau nach heftigen Mieterprotesten gestoppt worden.

Nicht nur Fassaden, Leitungen und Fenster, sondern auch das Dach, der Keller, die Bäder und in den meisten Wohnungen die Öfen sollten ursprünglich modernisiert bzw. entfernt und durch neue Anlagen ersetzt werden. Einige Mieter hätten für die Zeit der Bauarbeiten sogar in Umsetzwohnungen untergebracht werden müssen.

Die von den zukünftigen Mietpreiserhöhungen betroffenen Mieter im Sprengelkiez fragten sich, was in diesen Häusern eigentlich nicht entweder abgerissen und vollständig erneuert oder mindestens teuer modernisiert werden sollte. Bei einer Veranstaltung des Bezirksamts zum Milieuschutz kam es zu starken Protesten der Betroffenen. Denn der Bezirk hatte ja erst vor kurzem gerade den Sparrplatz zusammen mit den Quartieren Leopoldplatz und Seestraße ausdrücklich zu Milieuschutzgebieten erklärt! Schließlich sollen die Bewohner dadurch vor Luxusmodernisierung und Verdrängung geschützt werden.

Zu alledem hatte es sich die Gesobau nicht nehmen lassen, auch noch sechs neue Dachgeschosswohnungen samt Einbau eines Aufzugs einzuplanen. „Aufgrund der Vielzahl an Maßnahmen und sehr individuellen Wohnungsausstattungen kam es im Vorfeld der angekündigten Modernisierung zu umfangreichen Rückfragen der Mieter, die bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt werden konnten“, wurde von der Gesobau jetzt mitgeteilt. In Abstimmung mit dem Bezirk wolle man bis 2019 individuelle sozialverträgliche Lösungen für die Umsetzung der Maßnahmen erarbeiten.

Die Vorgehensweise der Gesobau illustriert ein weiteres Mal, wie wenig die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften bei ihrem bisherigen Kurs geeignet sind, auch nur den Forderungen des gegenwärtigen Koalitionssenats zu entsprechen. Denn der fordert immerhin, Mieterhöhungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaften zu deckeln. Ginge es nach der Bausenatorin Katrin Lompscher, dürften die Mieten bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in vier Jahren um maximal zwei Prozent jährlich steigen. Künftig sollen maximal sechs Prozent von Modernisierungskosten auf die Jahresmiete umlagefähig sein.

Rainer Scholz