Orlando El Mondry: Christ sein und Linker, das passt - Fazit eines bewegten Lebens

Orlando El Mondry möchte die Menschen erreichen, ihre Herzen, will aufrütteln, manchmal provozieren, verändern. Und das vor allem mit seinen Fotos. Fast  täglich fasziniert er auf Facebook mit Bildern aus der Natur, von Städten, beeindruckenden Porträts von Menschen auf der Straße, Obdachlosen, Bettlern, ehrenamtlichen Helfern in der Bahnhofsmission Zoologischer Garten - verstärkt durch Verse und Zitate von Hesse, Rilke und weiteren Lyrikern. 

 

"Als Christ bin ich in diesem Jahr Mitglied der DIE LINKE geworden. Die Utopien dieser Partei kommen meinen Wünschen, meinen Lebensvorstellungen entgegen, vieles stimmt doch dabei mit der Bibel überein", sagt der 66-jährige Fotograf und Bildjournalist. Seinen Beruf erlernte er im Kloster Maria Laach in der Eifel. Nach einer sehr schweren Kindheit - Mutter lebenshungrige Tänzerin, Vater ein USA-GI - und dramatischen ersten Jugendjahren in Düsseldorf hatte ihn ein Mönch dorthin geholt und ihn mit Pater Oswald Kettenberger, genannt "Der Mönch mit der Kamera" - christlicher Sozialist und leidenschaftlicher Fotograf - bekannt gemacht. In der religiösen Gemeinschaft wurde Orlando zum bekennenden Christen und nach seiner Gesellenprüfung zu einem herausragenden Fotografen. Mit 20 Jahren machte er sich selbständig und auf jahrelangen Reisen durch die USA, Kanada und Westeuropa Hochglanzfotos für das Reisemagazin GEO. Nie geht er ohne Kameras aus dem Haus, macht Bilder für Werbeprospekte und Kataloge, fotografiert Hochzeitsgesellschaften und nimmt an Ausstellungen teil. 

 

Nach Lebensstationen in Köln, Mainz und Göttingen, zweiverkorksten  und einer durch Tod schmerzvoll beendeten Ehe, der Gründung eines Hauses für betreutes Wohnen in der Oberpfalz kam Orlando El Mondry 2006 nach Berlin. Er fotografiert, absolviert zusätzlich eine DIDACTICA-Ausbildung, wird Medienoperator. Doch mehrere Schlaganfälle zwingen ihn zum Kürzertreten. Hartz IV, Erwerbsminderungsrente mit 62. Es zieht ihn zur Bahnhofsmission am Zoo, er hilft dort ehrenamtlich und lernt im Wahlkampf vor den Abgeordnetenhauswahlen Elke Breitenbach kennen, nimmt Kontakt zur Linkspartei auf. "Ich habe gleich Unterstützung angeboten, meine Berufserfahrungen in Wahlplakate umgesetzt, eine Fotoreportage über die Ehrenamtlichen erarbeitet", betont er. Fotos schießt er für die "Mittendrin" und andere Parteizeitungen. Ein Höhepunkt war Mitte September die Vernissage für seine Ausstellung von Berlin-Fotos in der Weißenseer Weinhandlung "Fassgold". "Jetzt bin ich dabei, eine weitere für Februar 2018 in der 'Herberge zur Heimat' von Wohnungslosen in Spandau vorzubereiten", kündigt er an.

 

Das Fazit des überaus bewegten Lebens von Orlando El Mondry: "Ich war blind, doch jetzt sehe ich!"

 

Matthias Herold