Ramona Reiser: Als Theaterwissenschaftlerin bei den Bahnhofsmissionen und in der BVV

Die sichtbar wachsende Zahl von Obdachlosen in Berlin und anderen Großstädten beunruhigt Ramona Reiser zunehmend. Sie spürt den sozialen Verfall persönlich, arbeitet die 31-jährige doch seit Jahren ehrenamtlich in der Bahnhofsmission im Berliner Hauptbahnhof, seit 2016 hauptamtlich in der Bundesgeschäftsstelle der Bahnhofsmissionen Deutschlands. "Dabei wird das Problem in der Mischung aus sozialen Schwierigkeiten, Sucht und psychischen oder physischen Erkrankungen immer komplexer. Bisher haben die zuständigen Ämter einfach versagt." kritisiert sie. "Allein Notunterkünfte und einmalige Akuthilfen genügen nicht. Unsere linke Sozialsenatorin Elke Breitenbach hat es aber jetzt in die Hand genommen". 

 

Ramona Reiser stehen aber nicht nur die Wohnungslosen nahe, sie setzt sich als Verordnete der Linksfraktion der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin-Mitte für soziale Infrastrukturen ein. In dem Gremium ist sie jugendpolitische Sprecherin, Vorsitzende des Sportausschusses und Mitglied des Ausschusses für Bildung und Kultur. "Im Moment sitze ich über Antragsentwürfen für bessere Rahmenbedingungen zum Ausbau von Kitas und ich bereite meinen nächsten Sportausschuss vor. Wichtiges Thema ist dabei, wie Sportstätten vor dem Hintergrund der Verdichtung in Berlin erhalten und weiter ausgebaut werden können".

 

Dabei ist die schwarzhaarige zierliche Frau eigentlich Theaterwissenschaftlerin. 1985 in Villingen im Schwarzwald geboren, im benachbarten Weiler aufgewachsen, absolvierte sie in Königsfeld das Abitur. "Dann zog es mich nach Berlin und zum Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Freien Universität". Mit dem Master in der Tasche wollte sie gerne promovieren und Dramaturgin werden. "Ich arbeitete als Hospitantin und als Assistentin, unter anderem an der Volksbühne, am Berliner Ensemble, an der Schaubühne und an zwei Theatern in Schweden, aber eine Festanstellung ergab sich nie". Sie erteilte Klavierunterricht, wirkte als Ghostwriterin, betätigte sich in Galerien.

 

Jetzt widmet sich Ramona Reiser dem Personal und den Finanzen, verwaltet die Spenden und bearbeitet die Förderanträge der mehr als 100 Bahnhofsmissionen in Deutschland. "Während all der Zeit spürte ich, dass DIE LINKE am konsequentesten die Gerechtigkeit im Lande verteidigt und eine soziale Politik vertritt". 2014 wurde sie ihr Mitglied. Seit einem Jahr ist sie Sprecherin der Peaceful Streetfighters, der aktiven Gruppierung junger Genossen in Mitte. In ihrer Freizeit ist sie Fan der "Eisbären", geht zu den Wettkämpfen der Eishockeymannschaft in der Mercedes-Benz-Arena. "Neben dem Sport und der Fankultur begeistert mich das soziale Engagement des Vereins. Beim diesjährigen Kältebus-Aktionstag haben wir 2 600 Euro und sieben Tonnen Sach- und Kleiderspenden für den Kältebus der Berliner Stadtmission gesammelt".  

 

Matthias Herold