Schließung der Seniorenfreizeitstätte Spandauer Straße 2 nur verschoben? - DIE LINKE für Erhalt

Die Seniorenfreizeitstätte Spandauer Straße 2 des Bezirksamtes Mitte ist in Gefahr! Durch das Veto der Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung konnte am 20. Februar ein Beschluss des Bezirksamtes zur Schließung erst einmal verhindert werden. "Damit haben wir erreicht, dass sich jetzt der Ausschuss für Soziales und Bürgerdienste noch einmal mit dem Schicksal der Einrichtung befasst", erklärt Fraktionsvorsitzender Thilo Urchs.

 Tiefes Aufatmen bei vielen älteren Bürgern von Berlin-Mitte. "Wir wollen unbedingt hier bleiben", fordert Bärbel Wagner, "wollen im Oktober den 20. Gründungstag dieser so schönen Einrichtung feiern". Die 74jährige ehemalige Krankenschwester kommt aus der Weinmeisterstraße zweimal in der Woche in die hellen, gediegen eingerichteten Räume in der 3. Etage des Wohnblockes zum Kartenspielen, Basteln, Tanzen, Feiern und Reden. Die 88jährige Hildegard Schwenkner aus der Mollstraße sieht für diesen Treff keine Alternative in der Umgebung. "Vor zehn Jahren kam ich hierher, da unser damaliger Klub in der Weydingerstraße zumachte. Das will ich jetzt nicht noch einmal erleben müssen", hofft die ehemalige Kartenverkäuferin bei der Bahn.

Für fast 200 Senioren aus den Kiezen Heineviertel, Alexanderplatz und Leipziger Straße ist die Spandauer Straße 2 seit Jahren die Adresse für ihr zweites Zuhause. Die Miete, die Betriebskosten und den Raumpfleger für die über 100 Quadratmeter mit hübscher Küche und bequemen Toiletten bezahlt das Bezirksamt. Die wöchentliche Gymnastik mit Dr. Christel Schröder, die Tanznachmittage mit dem Alleinunterhalter Millow, das heitere Gedächtnistraining mit der Expertin Ilsemarie Wittig und die gemütliche Kaffeetafel bezahlen die Rentner aus eigener Tasche. 

2013 wurde die beliebte Einrichtung vom Bezirksamt für ihr vielseitiges Angebot und das hohe Engagement ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter mit einer Urkunde ausgezeichnet. Wie ein Donnerschlag wirkte dann wenige Monate später eine Vorlage des Bezirksstadtrats Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen) zur Beschlussfassung, die Seniorenfreizeitstätte Spandauer Straße 2 zu schließen! Das Bezirksamt wolle das Angebot für Senioren "weiter qualifizieren", heisst es zur Begründung -  anderenorts und unter "einem erfahrenen Träger". Klartext: das Amt will die Einrichtung loswerden, die siebente und letzte, die dichtgemacht werden soll. "Dabei wird der Club Spittelkolonnaden als Alternative genannt, wo es doch Gerüchte gibt, dass der auch bald geschlossen werden soll", moniert Dina Lask, die zu den Gründern des Treffs vor 20 Jahren und den ehrenamtlichen Betreuern gehört. "Und wenn die steile Rampe an den drei Stufen vom Fahrstuhl hoch zum Zwischengeschoss des Treffs durch eine längere, flache ersetzt werden würde, wäre auch das Schließungsargument 'nicht barrierefrei' ad acta gelegt", gibt die 84jährige frühere Lehrerin für Deutsch und Russisch zu bedenken. 

Die 74- bis 92jährigen Besucher "unserer Freizeitstätte" geben die Hoffnung nicht auf, haben Unterschriften gesammelt, wollen nicht freiwillig gehen. Sie haben sogar noch Vertrauen, dass das Bezirksparlament sich mehrheitlich für sie entscheidet.

Matthias Herold