USA-Wahlen: Klappe zu - Affe tot?

Ist die Klappe wirklich zu? Nach Washington zogen Tausende fahnenschwenkende Trump-Anhänger, oft mit Waffen behängt, um einen Sieg zu feiern, der nur in ihren wirren Köpfen geschah. Erst wenn Joe Biden am 20.1.2021 fest ins Weiße Haus einzieht, endet hoffentlich die Gefahr eines Trump-Putsches. Warum stimmten 73 Millionen für Trump? Für ihn sind viele Fanatiker, die noch an Noahs Arche glauben, und dass gleichgeschlechtliche Eheleute neben Frauen, die abtreiben, im Höllenfeuer enden. Aber vielfach auch wegen der Ängste von Menschen, die wegen Mietschulden auf der Straße landen können, weil trotz USA-Tradition ihre Kinder es schlechter haben können als sie. Die dafür Verantwortlichen verstehen es gut, den Ärger darüber statt gegen sich selbst nach unten zu lenken gegen Immigranten, Latinos und immerfort gegen die Schwarzen.

Auch die etwa 78 Millionen Biden-Stimmen kamen weniger aus Begeisterung für ihn oder die Demokratische Partei, der viele kaum mehr trauen. Sie wollten einfach Trump schlagen. Auch erhofften sie endlich Maßnahmen gegen die tödliche Virus-Welle.  Doch nicht nur die Trump-Bedrohung und der Virus belasten nun den alten Kopf von Joe Biden. Er muss sich jetzt einsetzen, um zwei Nachwahlen in Georgia für die Demokraten zu gewinnen und damit eine hauchdünne Mehrheit im Oberhaus. Seine "Alte Garde", wie die Clintons und Obama, drängeln: “Nur keine linken Wellen schlagen. Suchen wir lieber Kompromisse mit den Republikanern, um Einheit im Lande zu schaffen!"

Linke wie Bernie Sanders meinen dagegen, Biden konnte nur deshalb siegen, weil Schwarze, Gewerkschafter, Latinos und Jugendliche zum Wahlgang drängten, oft von Tür zu Tür. Nun erwarten sie ärztliche Versicherung für alle, freie Hochschulbildung, die Streichung von Studiengebühren, keine Zwangsräumungen, 15 Dollar Mindestlohn, einen Stopp gegen Rassismus und Polizeigewalt, Billionen nicht für Waffen und Krieg, sondern für die Umwelt. Wird ihr Druck eine Wirkung haben? Die Spannung über die Zukunft, nicht nur der USA, bleibt uns allen erhalten! 

Victor Grossman