Vertrauen und Vertraulichkeit

Koalitionsverhandlungen sind harte Arbeit. Vor allem wenn es gilt, nicht nur ein ganz neues Bündnis zu schmieden, sondern es auch notwendig ist, einen anderen Umgang mit der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern und zwischen den Koalitionspartnern zu erarbeiten. Vertraulichkeit und Vertrauen sind zwei verschiedene Dinge und wesentliche Voraussetzungen dafür, dass es gelingt. Ersteres ist während der laufenden Verhandlungen dringend notwendig. Alle – auch und besonders die strittigen – Fragen offen zu diskutieren, sich dabei nichts zu schenken und trotzdem aufeinander zuzugehen verlangt, dass sich alle am Tisch auf Vertraulichkeit verlassen können. Deshalb werden auch in diesem kleinen Beitrag keine Geheimnisse verraten.

Vertrauen wiederum entsteht auf Augenhöhe und braucht die Offenheit aller, was in der Vergangenheit wie gelaufen ist, kritisch zu betrachten. Das meint eben auch einen produktiven Umgang mit den Verlusten, die zu verkraften sind. Was sich sagen lässt ist: Wir finden in den Gesprächen sehr viele Schnittstellen, die wir ja auch in unseren Wahlprogrammen formuliert haben, von denen aus wir nach Gemeinsamkeiten suchen können und Gemeinsamkeiten finden. Es ist ein anstrengender Weg, sich auf Prioritäten zu einigen, die sowohl das Machbare beschreiben als auch die Möglichkeit geben, ins Offene zu denken und zu handeln. Das klingt vielleicht ein wenig allgemein, aber genau daran wird sich beweisen, ob die drei VerhandlungspartnerInnen einen anderen Weg finden, die Stadt mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam zum Besseren zu ändern. DIE LINKE hat bereits im Vorfeld der Wahlen formuliert, dass sie für einen neuen Stil im Umgang miteinander und in Fragen der Beteiligung und Einbeziehung der Menschen, die in unserer Stadt leben, kämpfen wird. Es macht einen großen Unterschied, ob wir als Gleiche unter Gleichen für Themen streiten und versuchen, Lösungen zu finden, oder ob wir uns in kräfte- und zeitraubenden Hierarchiedebatten verlieren.

Insofern sind Koalitionsverhandlungen eine mehr als gute Generalprobe, sich in einer neuen Kultur zu üben. Was uns jetzt gut gelingt wird unserer Stadt und allen, die hier leben, später zum Vorteil gereichen.

Carola Bluhm